Las Vegas bis Pazifik – Von Lichterglanz und Einsamkeit

22.10.2017 – Wir kamen zur perfekten Zeit in Las Vegas an, noch im Tageslicht fanden wir einen Parkplatz direkt an der Hauptschlagader der Stadt: „The Strip“ – an welchem fast alle der bekannten Hotels und Casinos angesiedelt sind – und begannen von dort unsere Tour durch die Glitzerwelt. Gegen 18 Uhr wurde es langsam dunkel und die Lichter der Stadt verwandelten die Gebäude in besonderem Maße. Auf unserem Hin- und Rückweg kamen wir jeweils passend am Bellagio vorbei und konnten ein Wasserballett erster Klasse beobachten. Zu unterschiedlichen Liedern bewegten sich Wasserfontänen in dem riesigen Wasserbecken schwungvoll hin und her und teils wurden Sie über 20m in die Luft katapultiert. Das meiste spielt sich jedoch im Inneren der Casinos ab – aufgrund der teils heißen Temperaturen sind Außenterrassen eher selten anzutreffen. Die Casinos haben meist ihrem Name folge tragend ein Thema der Gestaltung: das „Excalibur“ steht für das Mittelalter, das „NewYorkNewYork“ spiegelt New York City wieder u.s.w. – aber irgendwie sehen die Meisten dann doch im Inneren gleich aus und ein Spielautomat steht am nächsten. Überrascht hat uns das Venezia Casino: hier findet man sich im Außenbereich sowie auch in der im ersten Obergeschoss befindlichen Shoppingmeile tatsächlich in einer Miniaturausgabe von Venedig wieder. Mit Kanälen und Gondelfahrern und unter einem blauen Wolkenhimmel – sehr hübsch zum hindurchschlendern. Im Caesars wird das Gleiche mit dem alten Rom probiert, aber die Illusion scheint nicht ganz so gut gelungen. Als wir dann plötzlich schon 4h in die eine Richtung der Vergnügungsmeile spaziert sind waren wir doch selbst überrascht wo die Zeit geblieben ist, aber vermutlich ist dieser Effekt durchaus in der Stadt die niemals schläft erwünscht.

Im letzten Bundesstaat den wir in den USA bereisen: Kalifornien, fuhren wir zunächst zu einem der wohl lebensfeindlichsten Orte – dem Death Valley. Durch die umgebenden Bergzüge schaffen es so gut wie keine Regenwolken in das Tal und es kommt hier im Jahr zu maximal 100ml Niederschlag. Furnace Creek, in dem sich das Visitor Center des Nationalparks befindet, ist auch Rekordhalter für die höchste je gemessene reguläre Luft- bzw. Bodentemperatur (57° bzw. 96° C). Über die Jahrhunderte haben sich jedoch in dem unter dem Meeresniveau liegenden Becken immer wieder Sturmfluten aus den Bergen gesammelt und ihre mitgeschwemmten Mineralien abgelagert, die sich jetzt als Salzkruste auf der ausgetrockneten Erde präsentieren – von Weitem könnte man meinen es ist glitzerndes Wasser. In dieser trostlosen Gegend suchten einst Bergleute ihr Glück im Abbau von Borax, welches auch bis in die zweite Hälfte des 20Jhd. abgebaut wurde. Doch heute sind die alten Schächte stillgelegt und stumme Zeitzeugen – gut erhalten durch das trockene Klima im Valley. Wir verbrachten, mehr oder weniger ungewollt, einen ganzen Tag auf einer Offroadstrecke, da wir kurz vor Überschreitung des Passes und kurz vor Ende der Piste (die uns aus dem Valley herausführen sollte) einfach nicht mehr weiterkamen und umkehren mussten. Aber zu unserem Glück haben wir einen der wohl seltenen wolkenverhangenen Tage gehabt und die Fahrt war keine Fahrt durch einen Backofen sondern aushaltbar. Wir begegneten einem Road Runner – ein Vogel der wie im Comic über die Straße flitzte, sowie einigen Eseln: vermutlich Nachfolgen der hier einst für den Bergbau eingesetzten Tiere. Dem plötzlich auftretenden Wasserausfluss aus dem Motorraum konnten wir nur ungenügend Beachtung schenken, da just in dem Moment unserer Entdeckung Gegenverkehr kam und wir ausweichen mussten, da danach die Motortemperatur nicht anstieg fuhren wir einfach weiter. Als wir dann jedoch am nächsten Tag wieder mit höheren Geschwindigkeiten auf der Asphaltstraße unterwegs waren machte sich recht schnell ein verbrannter Geruch bemerkbar. Am Straßenrand stehend trafen wir lustigerweise auf den älteren Bruder unseres IVECOs – ein Modell der ersten Baureihe mit einem jungen Paar aus Bayern an Bord. Wenn Ihr wirklich fantastische Bilder von Ihrer Tour der Pan Amerikana sehen wollt, so empfehlen wir euch ihre Website zu besuchen – senorsepp.com

Aber auch nach diesem Stopp fanden wir das Problem nicht und füllten nur kräftig den Kühlwassertank auf. Erst beim nächsten Mal sahen wir, das wir einen langen Riss im Kühlwasserschlauch selbst hatten, welcher sich auch durch mehrere Lagen Ducttape und Rohrschellen+Kabelbinder nicht reparieren lies. Also hieß es mit ca. 20 km/h bis zur nächsten menschlichen Ansiedlung zu fahren – durch die niedrige Geschwindigkeit wurde der Kühlkreislauf nicht gestartet und wir verloren kein Wasser. Nach 45 km und einer Passüberquerung von 1000 Höhenmetern (man bedenke: wir starteten unter dem Meeresspiegel) kommen wir nach Shoshone: einem Nest mit 31 Einwohnern und einer Tankstelle, die noch nicht einmal destilliertes Wasser verkauft – wir waren sprichwörtlich gestrandet. Doch wie die Bibel in Psalm 23 wörtlich verspricht, ist Gott selbst im Tal des Todes an unserer Seite und so kam schon nach kurzer Zeit ein Paar aus Vancouver vorbei: mit autotechnischen Kenntnissen (genauergenommen flugzeugtechnischen, aber ist ja ähnlich). Der erste Reparaturversuch scheiterte: beim Schlauchkürzen zeigte sich, der Schläuche fiel im Inneren komplett auseinander und riss sofort wieder beim Befestigen. So musste zunächst ein neuer Schlauch aus der nächsten (größeren) Stadt geholt werden und mit diesem ging die eigentliche Reparatur recht schnell. Vielen Dank an dieser Stelle an Sarah und Ben für Ihre unglaubliche Hilfe. Eine gute Sache hatte das Ganze dann noch im Nachhinein: unser Schlafplatz, wir nahmen den erstbesten da es schon beim Reparieren dunkel geworden war, entpuppte sich am nächsten Morgen als wahre Goldgrube: wir standen 20m neben einer warmen Quelle und konnten in einem gepflegten steinernen Becken ein warmes Bad in der Wüste nehmen.

Auf der Weiterfahrt Richtung Los Angeles kamen wir in einen Sandsturm, dieser war so stark das er teils die dicken Kabelbinder die unser Solarpanel auf dem Dach halten durchriss und uns dieses einmal nach vorn umklappte. Neben wild umher wirbelnden Palmenblättern war die Sicht teilweise auf 50m eingeschränkt und das Fahren wurde zum Kraftakt – unsere Autohöhe bietet eine super Angriffsfläche für den Wind.

Los Angeles war ebenfalls schon von weitem in Nebel eingehüllt – nur war es hier Smog der über der Stadt waberte. Nachdem unser Versuch das bekannte Hollywood-Schild aus der Nähe zu sehen daran scheiterte, dass es beim Aussichtspunkt keine Parkplätze gab, versuchten wir es vom Hollywood Wasser-Reservoir aus erneut. Wir erhaschten ein paar schöne Ausblick auf das Schild und die Stadt, aber das eigentliche Erlebnis war wohl die Fahrt dahin durch das steile Straßengewirr der Hollywood Hills. Wir begegneten zwar keinen echten Stars auf unserem Weg, aber zumindest erkannten wir den ein oder anderen Namen auf dem Walk of Fame wieder.

Am Pazifik angekommen haben wir somit den ersten großen Abschnitt unserer Reise bestanden: wir sind einmal von der Ostküste bis zur Westküste quer durch den Kontinent gefahren und haben an die 10.000km auf Asphalt und Offroadstrecken zurückgelegt.

Die nächste Hürde auf unserem Weg ist nun die Einreisen nach Mexiko – ein neues, spannendes Land liegt vor uns.

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