Mexiko Mainland II – von Großstädten und Feuerbergen

19.11.2017 – Wir versuchen zunächst die Ruinenstadt Teothiuacan über Landstraßen zu erreichen, geben aber irgendwann auf – so viele Topes (wahllos hohe Hügel aus Beton oder Asphalt die sich meist unangekündigt über die Straße ziehen. Aus Vorsicht bremsen wir meist auf unter 10 km/h ab, damit es uns nicht das ganze Auto abhebt) hatten wir noch nie innerhalb so weniger Meter gesehen – ca. aller 100m gabs eines dieser Plagegeister. Also weiter auf die Autobahn – aber hier gibt es Mautgebühren und die sind fast schlimmer als in Frankreich (ca. 10 EUR / 100km – wie sich das ein durchschnittlicher Mexikaner leisten kann ist fraglich – wahrscheinlich kann er es nicht). Aber immerhin kommen wir so schneller und weniger genervt an der Ausgrabungsstelle an.

Wir betraten Teotihuacán von seinem südlichsten Eingang – hier steht man am Anfang des Ensembles aus verschiedenen Pyramiden und Plattformen, die sich entlang einer 2km langen Alleé aufreihen – Calzada de los Muertos. Die einstige Stadt, die ca. vom 1-8 Jhd. bestand war schachbrettartig angelegt – wurde jedoch nicht weiter ausgegraben. Was man heute noch sieht sind jedoch eigentlich nur die Fundamente der einstiegen Gebäude – diese standen vermutlich je nach Bedeutung auf unterschiedlich hohen Podesten. Die Sonnenpyramide ist mit einer Höhe von rund 70m die drittgrößte der Welt und kann vollständig erklommen werden. Hier sind jedoch die Stufen nicht gerade einfach, teils stark abgetreten und je nach Absatz mit unterschiedlichem Steigmaß muss man bei jedem Schritt aufpassen. Durch das ansteigende Terrain auf gleicher Höhe mit der Sonnenpyramide ist die Mondpyramide am Ende der Allee, auf die man aber nur bis zum ersten Absatz klettern darf – hier hat man einen tollen Blick über die gesamte Anlage. Die meisten Figuren gibt es im Tempel des Quatzalcóatl zu bestaunen, ansonsten sieht man diese nur sehr selten in der Anlage. Spannend für uns war auch das „Hinterland“ – hinter der vollständig ausgegrabenen Hauptallee sieht man hier die noch von Kakteen und Gras überwucherten Gebäudereste – wer weiß was sich darunter noch alles verbirgt? Der Vorteil so spät im Jahr hier zu sein war, dass das Wetter sehr angenehm war und es relativ wenige Besuchern gab – es gab fast mehr Händler, die einem kreischende Flöten, Totenköpfe und anderen Schrund andrehen wollten.

Wir entschieden uns dazu nicht mit dem eigenen Auto nach Mexiko-Stadt zu fahren und suchten uns daher einen Campingplatz in der Nähe der Ausgrabungsstätte (ca. 50km von der Innenstadt entfernt). Von hier aus fuhren wir dann am Morgen mit dem Überlandbus bis zum nördlichen Busterminal der Stadt und von dort ging es mit der U-Bahn weiter ins historische Stadtzentrum. Dabei wurden uns die Ausmaße der Stadt erst so richtig bewusst: laut Schätzungen leben hier 30 Milo. Menschen und wir fuhren fast die gesamte Busfahrt von über 1h durch die sich ausbreitenden Vororte. Unser Ausgangspunkt des Stadtrundgangs war der Zócalo – der Hauptplatz der Stadt. An ihn reiht sich der Nationalpalast und die Kathedrale „Catedral Metropolitana de la Asunción de Maria“  – eine der ältesten und größten in der westlichen Hemisphäre. Direkt daneben steht eine Pfarrkirche, welche im mexikanischen churrigueresken Baustil um 1768 errichtet wurde. An einer Seite der Kathedrale boten Handwerker ihre Dienste an. Auf Pappschildern hatten sie ihre Fähigkeiten beschrieben und vor ihnen lagen in Taschen und Rucksäcken ihre Werkzeuge. Quasi wie die Gelben Seiten in Realität. Weiter hinten an der Mauer standen ca. 20 Polizisten mit Schilden – anscheinend warteten sie auf ihren Einsatz, merkwürdigerweise sahen wir ansonsten keine Polizisten in der Stadt. Hinter dem Zócalo kann man einen Blick zurück in die Geschichte werfen, hier blickt man auf freigelegte Ruinen der einstigen Atztekenmetropole Tenochtitlán – auf welche die Spanier nach ihrer Eroberung und Zerstörung die heutige Stadt bauten.

Das wohl beeindruckteste Gebäude war für Franzi das Hauptpostamt, im Art Decó Stil errichtet bestoch es einfach durch sein verziertes Aussehen. Gleich gegenüber erhebt sich der Palacio de Bellas Artes, ein schwerer Mamorbau, welcher im Laufe der Zeit wohl schon um 4m in den weichen Boden eingesunken sein soll – wir haben davon jedoch nichts erkennen können da sich der Eingang immer noch oberhalb des Straßenlevels befand. Wir schlenderten durch die Fußgängerzone wieder zurück Richtung Zócalo und sahen auf dem Weg kurz in die Kirche San Francisco de Asis, auch hier war ein beeindruckender goldener Altar, aber was uns am meisten faszinierte war die Schräge: der hintere Teil der Kirche war deutlich eingesunken. Der Grund für das Absenken vieler Gebäude liegt darin dass Mexiko City auf Sumpfland erbaut ist und die gelegentlichen Erdbeben werden wohl auch ein bisschen dazu beitragen.

Die Rückfahrt klappte gut, wir ergatterten sogar den besten Platz im Bus – ganz vorne, aber gesehen haben wir dadurch nicht mehr: die Frontscheibe war bis auf Augenhöhe des Fahrers mit Folie abgeklebt und besaß nur zwei Gucklöcher für die Spiegel. Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz nahmen wir noch ein Taxi, wobei Thomas erstmal verhandeln musste. Wollte der erste Fahrer zunächst 100MEX schaffte er es den Zweiten auf 50MEX herunterzuhandeln – was wie uns schien ein fairer Preis war.

Auf dem Weg zum Popocatépetl, einem Vulkan neben Mexiko-Stadt, mussten wir uns doch durch das äußere Straßengewirr der Stadt schlagen und waren sehr froh, diese endlich hinter uns zu haben. Denn auch am Rande der Stadt und auch wenn wir zu keiner Stoßzeit fuhren, war der Verkehr sehr dicht und die Autos wechselten wild die Spuren. Mitten in einer Autobahnkurve gab es eine Bushaltestelle und auch ansonsten konnte es sein, das einfach Autos parken und wieder los fuhren.

Seit 1994 ist der Aufstieg auf den Vulkan verboten, da er zu aktiv wurde und neben Rauch auch Steine spuckte. Möglich ist jedoch die Besteigung seines Nachbarn – Iztaccihuatl, von dem aus man einen tollen Ausblick auf den Vulkan hat. So fuhren wir vom Pass aus zu Iztacchihuatl und parken auf ca. 4000m Höhe (der Berg selbst ist ca. 5200 m.ü.d.M.). Zwar waren wir die letzten Tage dauerhaft schon auf 2300m gewesen – das Mexikanische Hochland – aber die Höhe machte sich trotzdem bemerkbar: wir kamen nur langsam voran und auf 4400m ging uns endgültig die Luft aus. Zum Abend hin, als wir schon wieder tiefer hinab gefahren waren, hatten wir dann beide Kopfschmerzen – da hatten wir uns wohl ein bisschen übernommen. Am nächsten Morgen überraschte uns der Vulkan mit dunklen Rauchwolken. Am Vortag brachte er nur kleine weiße Wölkchen hervor, doch nun türmten sich die Rauchschwaden aus seinem Schlot, bis sie langsam wieder vom Wind auseinander gezogen wurden und das Schauspiel war so schnell vorbei wie es begonnen hatte.

Wir hatten jedoch noch nicht genug von hohen Bergen und so fuhren wir zum Pico de Orizaba – Berg des Sternes – höchster Berg Mexikos und höchster Vulkan in Nordamerika. Der Weg schlängelt sich aus Westen dem Gipfel entgegen, die Teerstraße wich bald einem steile Schotterweg, anschließend einem sehr ausgewachsenen, extrem steilen Waldweg der extremen Sorte – fast biss zu viel für unser Gemüt – der Iveco hat gelacht und sich langsam aber beständig nach oben gekämpft. Kaktusfelder weichen Maisanbau – wobei dieser anscheinend auch auf jedem möglichem Flecken angebaut wird. Es ist gerade Erntezeit und wir sehen wie die Felder größtenteils per Hand abgeerntet werden. Die übrigbleibenden Halme werden zu Pyramiden zusammen gesteckt um später abtransportiert zu werden. Mitten im Nichts, über 3000m erwartete uns eine Schranke – hier saßen drei Jugendliche und verkauften uns Tickets um in den Nationalpark zu fahren. Die Tickets kamen zusammen ca. 3€ und die Frage stellte sich uns: ist das Ganze nicht ein Verlustgeschäft – denn auf der Besucherliste in die wir uns eintragen müssten standen grad mal 6 Leute in 3 Tagen. Wir hatten immer wieder fantastische Blicke auf die vereiste Spitze des Berges, aber auch in die umliegende Ebene und konnten selbst „Popo und Izta“ in der Ferne sehen. Der Weg endete auf 4220m für unseren IVECO – sein neuer Höhenrekord und auch wir gingen nicht viel höher. Es gab erstaunlich viele Zelte – Wanderer wurden hier von der Ostseite des Berges hochgefahren um die Spitze zu besteigen. Doch ihre Bergausrüstung mit Helm und das glitzern der Schneedecke auf der Bergspitzen konnten uns nicht von einer Wanderung überzeugen und so fuhren wir nach einer Pause wieder hinab, diesmal die Ostroute. Die Strecke war zwar breiter, aber auch nochmal deutlich ausgefahrener als der Hinweg (wir dachten krasser geht’s bald nicht: krasser geht immer), begleitet wurden wir dabei von Rauchschwaden aus unserem Auspuff: aber solang das Auto fährt wollen wir uns darüber mal nicht beschweren. Generell merkt man dem Iveco die Höhe an, das geht ab 2000m los dass er aufgrund des niedrigeren Sauerstoffgehalts der Luft spürbar mehr raucht, mehr Diesel verbraucht und weniger Leistung zeigt. Anspringen tut er dagegen gut, das scheint kein Problem zu sein.

Durch kleine Dörfer schlängelt sich die Straße langsam wieder hinunter. In jedem Dorf gibt es eine gut hergerichtete Kirche die auf einem kleinen Hügel thront und farbenprächtig in der Sonne scheint, oftmals verziert mit langen Wimpelketten mit der Aufschrift des Schutzheiligen der Stadt. Die Frage von was die Leute sich hier ernähren beantwortet sich leicht selbst: sie bauen Holzkisten – diese stehen abholbereit an der Straße.

Jetzt haben wir erstmal genug von kühlen Bergketten, engen Kurven und Schlaglöchern: darum geht es mit der Autobahn (diese elende Maut) zurück an die Küste, zum Golf von Mexiko.

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