Zion National Park bis Kingman – von kalten Füßen und Gelenkschmerzen

16.10.2017 – Wir fuhren den Zion National Park aus Osten an und mussten zunächst mehrere Kilometer durch den Park um zum Besucherzentrum und den Parkplätzen zu gelangen. Nicht alle Wege sind öffentlich zugänglich sondern nur mit einem Parkbus zu erreichen, so stellten auch wir uns in die lange Schlange der Wartenden. Aber die Busse waren sehr gut organisiert und innerhalb von kürzester Zeit saßen wir im Bus der uns nach Norden bis zum Temple of Sinawava, dem Endpunkt der Route führte. Die Fahrt dauerte 40min, aber man wurde wie bei einer Stadtrundfahrt unterhalten, nur das man hier erfuhr wo welcher Berg wie entstanden ist. Nach einer Meile auf einem betonierten Fußweg war es dann soweit: hier ging es nur noch im Fluss weiter durch den Canyon. Unser Reiseführer meinte, für diese Wanderung braucht es Schuhe die nass werden können – kein Problem für uns und unsere wasserdichten Wanderschuhe – dachten wir. Im North Fork Virgin River floss munter knietiefes, eiskaltes Wasser – nach ein wenig Bedenkzeit krempelten wir die Hosen hoch und stapften einfach drauf los, nachdem dann auch der erste Schock überwunden und die Schuhe mit Wasser gefüllt waren, war es eine sehr schöne Flusswanderung. Andere Wanderer waren mit ausgeliehenen Neopren-Schuhen und Stock zum Balancieren deutlich besser ausgestattet als wir – nass wurde aber letztlich jeder. Um möglichst im Flachen zu laufen ging es immer im Zigzag durch den Fluss, wobei es auch schon im flachen Wasser teils beachtliche Strömungen gab: so liefen wir meist als wären wir zu lange auf einem Pferd geritten – breitbeinig und sehr besonnen.

Man kann den Fluss soweit wie man möchte hinauflaufen, wir machten beim Kreuzungspunkt mit dem Orderville Canyon Kehrt – hier ist die Schlucht nur noch wenige Meter breit. Der Rückweg ging wesentlich schneller, vielleicht weil die Füße endlich wieder ins Trockene wollten, oder weil es mit der Strömung einfacher zu laufen ist.

In ein gegensätzlicheres Gebiet hätten wir wohl kaum mit unserer nächsten Wanderung kommen können – über Sanddünen wanderten wir zum Red Canyon Slot. Zunächst fuhren wir mit dem Iveco soweit in das Gebiet hinein, bis wir drohten auf den sandigen Pisten stecken zu bleiben. Danach waren aber immer noch an die 2km die gefühlt noch länger waren, da man im Sand nach einem Schritt immer wieder einen halben zurück sackte. Am Ende hat sich diese beschwerliche Strecke aber gelohnt, denn wir waren in einem dem Antilope Canyon sehr ähnlichen Ort, aber ganz für uns allein und kostenlos. Hier, mitten in Nirgendwo, gab es unvermittelt eine enge Steinschlucht durch die sich über die Jahrhunderte das Wasser gegraben und fantastische Formen hinterlassen hatte. Wir waren über eine Stunde in diesem Canyon und versuchten seinen Zauber mit der Kamera einzufangen (hier hatten wir endlich alle Zeit der Welt für Fotos). Für den Rückweg nahmen wir nicht die weichen Sandpisten sondern Thomas navigiert uns querfeldein durch die Dünenvegetation zurück zum Womo. Dies ging erstaunlich leichter, da der Sand mehr Halt gab und man die hohen Dünen einfach umlaufen konnte.

Nächstes Reiseziel war der Grand Canyon und da wir diesen von seiner Südseite – der touristisch besser erschlossenen – anschauen wollten, hieß es zunächst einmal im großen Bogen um das Canyongebiet zu fahren, da wir eher aus Richtung Norden kamen. Diese lange Fahrt brachte uns dafür einen wunderschönen Schlafplatz, direkt am Canyon des Colorado Rivers mit Blick hinab auf die tosenden Strömung. Diesen abgeschotteten Platz nutzten wir auch am nächsten Morgen für einen kleinen Öl- und Fettcheck am Auto. Wobei der Schotterboden nicht der geeignetste war, um sich unter dem Auto hin und her zu rollen –  aber irgendwann musste es halt mal gemacht werden.

Wir werfen einen ersten Blick beim Dessert View Point auf den Grand Canyon und sind beeindruckt – aber nicht so sehr wie gedacht. Denn man kann das Ausmaß der Tiefe: teils bis zu 1,6km hat sich der Fluss eingetragen, gar nicht sehen, da der Blick auf den Fluss von höher liegenden Gesteinsebenen blockiert wird. Zudem war die Sicht und die Landschaft stark durch Partikel getrübt, sodass alles in einem faden Farbton vor uns lag. Auch hier nutzten wir das kostenlose Bussystem und ließen uns bis zum westlichen Ende: Hermits Rest fahren. Zwischendurch stiegen wir aus und spazierten zwischen den Busstationen am Rande des Canyons. Dieser Weg ist im Bereich des Besucherzentrums 3m breit, asphaltiert und mit einem Geländer versehen, auf diesem entlegeneren Teil war es jedoch nur ein einfacher Trampelpfad der manchmal ungemütlich nah an der Abbruchkannte verlief und das ohne jegliche Sicherheitsmaßnahmen. Bis auf Raben die ihre Kunststückchen in der Luft aufführen, bekamen wir keine Tiere oder andere Touristen zu sehen. Wir fühlten uns noch fit und beschlossen noch ein wenig den Canyon hinab zu gehen. Unsere anfängliche Idee einmal hinab bis zum Fluss und wieder hinauf zu laufen hatten wir schon vorher verworfen. Anscheinend gibt es noch andere mit dieser Idee, denn es gibt viele Warnhinweise dies lieber nicht zu probieren, da unter anderem durch die permanente Sonneneinstrahlung die Wanderung extra belastend ist. So stiegen wir nur ein paar Meter vom South Kaibab Trailhead hinunter bis zum ersten Aussichtspunkt: dem Ohh-Ahh Point.

 

Seit einigen Tagen haben wir ein Problem beim Autofahren: normalerweise fahren wir Berge immer mit getretener Kupplung hinunter, weil wir dadurch schneller fahren können. Das Problem besteht nun darin, wenn wir jetzt bei hohen Geschwindigkeiten ohne Gang fahren rüttelt es ungemein stark im Auto – das kann nichts Gutes bedeuten. Ohne diese Kupplungs-Technik ist es aber sehr anstrengend Berge hinunter zu kommen, entweder man muss immer mehr beschleunigen, oder wird durch die Motorbremse langsamer. Durch eine Empfehlung gelangten wir am Samstag auf unserem Weg nach Las Vegas zu einer Werkstatt in Seligman, einem kleinen Nest im Niemandsland entlang der Route 66. Hier wurde schnell klar, das Problem ist das hintere Kreuzgelenk an der Kardanwelle. Aber auch hier finden sie unseren IVECO nicht im Ersatzteilkatalog und müssen händisch nachmessen, welche Größe das Ersatzteil haben muss. Zu unserer großen Überraschung ist die Kardanwelle aus einem amerikanischen Auto und dementsprechend gibt es die Ersatzteile einfach zu kaufen – aber leider hat die Werkstatt keine vorrätig. So fahren wir, jetzt etwas langsamer, weiter bis nach Kingman und kaufen gleich zwei der Kreuzgelenke für je nur 18$ – das sind einmal sehr erschwingliche Ersatzteile. Nichtsdestotrotz ist es Samstagabend und wir erst einmal bis Montag in Kingman gestrandet, da natürlich keine Werkstatt mehr offen hat – immerhin gibt es einen Walmart für Essen und ein Home Depot für eine gute Internetverbindung.

Wir sitzen am Montag vorn im Auto, Frühstück essend und sind gerade dabei uns zu entscheiden zu welcher Werkstatt wir als erstes wollen, als ein Auto anhält und ein Zeuge Jehovas uns eines ihrer Blättchen gibt. Wir kommen kurz ins Gespräch und erzählen das wir eine Werkstatt brauchen, da fragt der Blättchenübergeber kurz seine Fahrer und die wissen eine gute Werkstatt in der Stadt. Da wir uns hier eh nicht auskennen und die Werkstatt nicht allzu weit weg ist machen wir uns auf den Weg. Und das war die perfekte Entscheidung, denn neben der Autowerkstatt gab es gleich noch einen Spezialisten für Kardanwellen und bis zum Mittag waren wir wieder unterwegs. Wir ließen gleich das vordere und das hintere Kreuzgelenk austauschen, denn wer weiß wann auch noch das zweite kaputt geht. Anscheinend wurden die Gelenke bevor wir das Fahrzeug vor 4 Jahren gekauft haben über eine längere Zeit nicht geschmiert und ihr Inneres ist dadurch kaputt gegangen.

Mit bergrunter wieder getretener Kupplung geht es nun weiter in die Glitzerstadt schlechthin – nach Las Vegas.

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