Baja California – Bienvenidos a Mexico!

4.11.2017 – Die Einreisen nach Mexiko verlief so leicht, dass wir innerhalb einer halben Stunde auf der anderen Seite waren, aber weder Ausreise- noch Einreisestempel, Touristenvisum sowie Autoeinfuhrpapiere hatten. Die Grenzbeamtin in Tijuana war eben der Meinung, das gäbe es nicht bei ihr, wir mögen es doch an der LKW Grenze probieren (stellte sich später auch als falsch heraus, die Papiere hätten wir genau dort bekommen müssen). Dort angekommen hieß es dann, wir kämen nicht zur Grenzstelle, denn wir seien ja schon eingereist – müssen ergo nochmals zu Fuß ausreisen um dann beim Wiedereinreisen die Papiere zu erhalten – also ein Chaos so wie man es sich in Mexiko vorstellt. Dieses Aus- und Eingereise war uns etwas zu komisch, wenn da etwas passiert stehen wir dumm da. Wir recherchierten im Netz ob es noch andere Möglichkeiten gibt und am Ende bekamen wir eine Autoversicherung an Grenzübergang Nummer 2, unser Touristenvisum im Küstenort Ensenada (ca.120km von der Grenze entfernt) bei der Migrationsbehörde und die Autoeinfuhr werden wir am Ende der Baja im Hafen von La Paz durchführen können (über 1000km von der Grenze entfernt). Willkommen in Mexiko!

Da viele Amerikanern auf der Baja Urlaub machen ist Ensenada – als nächstgrößere Stadt nach Tijuana – mit einer gut ausgebauten Autobahn erreichbar und hat zudem sogar noch einen Walmart – Supermarkt. Je weiter wir die Insel entlang fuhren, desto schmaler und kaputter wurden die Straßen. Kleinere Dörfer haben nur die durchführende Landstraße aus Asphalt und der Rest ist auf Dreck und Staub gebaut. Dabei ist die Landstraße je nach dem wesentlich höher als ihre Umgebung – wir haben die Vermutung, bei Ausbesserungen wird einfach immer eine neue Schicht Teer auf die Alte geschüttet und so wird die Straße immer höher. Straßen zu etwas abseits gelegenen Orten sind oft nicht mal geteert.

Die Westküste der Baja California wird durch die Wassermassen des Pazifischen Ozeans umspült. Bei den hier konstant hohen Wellen kam in uns der Wunsch auf doch einmal das Surfen auszuprobieren. Wie es der Zufall so wollte war einer unserer Übernachtungsplätze am Meer ein beliebter Ort für die Einheimischen um den Tag ausklingen zu lassen, wir kamen ins Gespräch, tranken Bier und Einer hatte noch ein altes Surfbrett zu Hause und wollte es uns schenken. Und tatsächlich, am nächsten Tag waren wir stolze Besitzer eines Surfbretts und machten die ersten Erfahrungen in den Wellen: ganz schön schwierig sich überhaupt auf dem Brett zu halten. Die Westküste wurde immer rauer, von groben Steinstränden bis hin zu steilen Klippen, da haben selbst wir uns nur noch mit den Füßen hinein getraut.

Aber die Baja hat ja zum Glück noch eine andere Seite – die Ostküste am Golf von Kalifornien, geschützt und daher ohne Wellen und mit feineren Stränden. So fuhren wir einmal quer durch das Landesinnere um nach Bahía de los Angeles zu gelangen, einem kleinen Dorf direkt am Meer. Unsere Fahrt ging zunächst eher unspektakulär durch karge Berglandschaften, ab und an gab es einen kleineren Kaktus. Aber dann, mitten im sonst flachen Bewuchs ragte ein 15m hoher Koloss von einem Kaktus in den Himmel, dessen Seitenarme so dick wie Bäume waren. Wir fuhren eine Weile an solch einzelnen Giganten vorbei, bis wir schließlich auf eine Hochebene kamen, in der die Kakteen wie ein Wald beieinander standen und sich in ihrer Höhe nur so überboten. Das war schon ein fantastischer Anblick – so hatten wir uns die Natur Mexikos vorgestellt.

Der Golf von Kalifornien überraschte uns mit ruhigem klarem und angenehm warmem Wasser, zwar nichts fürs Surfenlernen, aber dafür konnte Franzi endlich ihre Schnorchelausrüstung hervorholen und man sah sie so schnell nicht wieder. Zudem sahen wir sogar Delphine, die jedoch in einem gebürtigen Abstand zum Ufer ihre Finnen erhoben. Neben den bekannten Möwen waren es vor allem Albatrosse und Pelikane, die uns mit ihrem Fischfang erheiterten: aus mehreren Metern Höhe beobachten sie das Meer, dann legen sie ihre Flügel eng an den Körper und lassen sich ins Wasser stürzen.

Auf unserer Fahrt durchs Land gab es immer wieder Militärcheckpoints die wir passieren mussten. Mit Englisch kam man hier nicht weiter und so war es ein Gespräch mit Händen und Füßen. Teilweise wollten sie wissen woher man kommt und wohin es geht, manchmal wollten sie auch ins Innere des Autos schauen, oder auch mal ein bisschen darin herum stöbern. Nach was genau sie Ausschau hielten und warum es mehrere Posten auf einer Halbinsel gibt, auf der man eigentlich nur rauf oder runter fahren kann (es gibt nur eine Straße), ist uns unklar. Aber wir sind immer freundlich behandelt worden und wurden nie lange aufgehalten.

Neben dem Fahren durch Kakteenfelder und ausgiebigen Strandbesuchen gab es nur relativ wenig Kulturelles auf der Baja California, was auf unserem Weg lag, sodass wir die meiste Zeit in der Natur verbrachten. Eine dieser Ausnahmen erwartete uns mitten in der Wüste: wir kamen an einer nicht archäologisch erfassten Höhlenmalerei vorbei. Eine nach den Spuren zu urteilen schon lang nicht mehr benutzte Piste führte von „der Hauptpiste“ – ebenfalls nur aus Dreck bestehend, an eine kleine Bergkette und von da aus führte ein schmaler Pfad hinauf zu einem Steinüberhang. Durch die günstige Nordlage waren hier noch recht kräftig Menschen- sowie Tierzeichnungen erkennbar. Da noch nicht erforscht erfuhren wir leider nicht, von wann die Zeichnungen stammen und was ihre Bedeutung ist.

Jüngeren Datums scheint die Kirche in dem Oasenstädtchen San Ignacio: die Jesuitenkirche wurde 1786 fertiggestellt. Der Kirchenbau erschien uns relativ schmal und hoch, die kleinen Fenster waren vermutlich dem warmen Wetter geschuldet. Die Oase an sich machte sich schon von Weitem bemerkbar: inmitten der sonst mit einzelnen Kakteen bestückten kargen Wüstenlandschaft erhob sich ein dichter Grünstreifen aus Palmen und in der Mitte der Oase gab es sogar einen See.

Ein kulturelles Erlebnis anderer Art war der 1. und 2. November: der „Día de los Muertos“ – Tag der Toten – einer der wohl wichtigsten Feiertage Mexikos. Jedoch bekamen wir so gut wie nichts davon mit, wir befanden uns gerade in Loreto, konnten aber nur bedingt Anzeichen der Festlichkeiten sehen. Im Supermarkt gab es extra „Totenbrot“: wir kauften uns ein Stück und es schmeckte wie Pfannkuchen (=Berliner – für alle Nicht-Sachsen) ohne Füllung. Zudem gab es ein Regal gefüllt mit diversen Süßigkeiten, aber ob man diese mit der Familie aß oder als Grabs-Geschenk mitnahm erschloss sich uns nicht. Wir sahen ein paar Kinder auf deren Gesichter ein Totenschädel gemalt war, aber der Rest der Bevölkerung sah normal aus und auch alle Geschäfte schienen ihrem normalen Tagesablauf nachzugehen. Generell geht man an diesem Tag mit der ganzen Familie auf den Friedhof und isst die Lieblingsspeisen der Verstorbenen beim Picknick neben dem Grab. Es ist kein Trauerfest, sondern eher ein Freudenfest – der Tod scheint hier vielmehr als Teil des Lebens angesehen zu werden.

Die letzte Station auf unsere Fahrt durch die Baja war La Paz, von hier aus geht die Fähre auf das mexikanische Festland. Bevor wir uns jedoch die Stadt anschauen konnten, galt es zunächst die Autoeinreise – die uns zuvor an der Grenze nicht gelungen ist – nachzuholen. Zu unserem Pech war dies nicht direkt in der Stadt, sondern nur im 20km außerhalb gelegenen Hafen möglich. Hier klappte dafür alles relativ schnell und es gab auch gleich eine Fährfahrt von La Paz nach Mazatlán. Die nächste Fähre würde erst 3 Tage später fahren und so – etwas überrumpelt – kauften wir gleich für den selben Tag ein Ticket und blieben im Hafengelände. Von La Paz fahren 2 Fährgesellschaften das Festland an, eine für Touristen (mit Kabinen) und eine eher für den Berufsverkehr ausgelegte – und diese nahmen wir aus zweierlei Gründen: Zum Einen war sie deutlich günstiger und zum Anderen konnte man hier in seinem Auto übernachten. Über einen Lastwagen-Lift gelangten wir auf das obere von zwei Decks und bekamen direkt zwischen diesem und der Bordwand einen Platz zugewiesen – es war so eng, das wir mit nur mit Müh und Not aus dem Auto kamen. Die Fahrt dauerte um die 18h und wir wurden sogar mit Abendessen und Frühstück versorgt – welches sich nicht sonderlich voneinander unterschied: Tortilla mit Bohnenbrei und Fleisch und dazu einmal Nudelsalat und einmal Rührei, aber es war leckeres Essen.

Neben uns war wohl der Einzige Tourist – Christian aus Seattle: im Sommerhalbjahr ist er Tourguide in Alaska und im Winterhalbjahr hat er Urlaub – zurzeit war er grad auf dem Weg zu seinem Segelboot um die mexikanischen Gewässer zu befahren.

Als wir in Mazatlán ankamen waren wir entgegen unserer Befürchtung innerhalb kürzester Zeit von der Fähre runter und wurden ohne Kontrollen aus dem Hafengelände gelassen. Jetzt erwarten uns neue Strände, Städte, Maya-Pyramiden und noch mehr Sonne auf dem mexikanischen Festland.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Christa Ortling sagt:

    Gut, besser am MARTINSTEN!!! Wir gratulieren zu Eueren Bildern und den fantastischen Kommentaren dabei. Wünschen Euch weiterhin das
    Beste auf dem „Longrun“. Viele Grüße Karl-Heinz und Christa 11.11.17

  2. Iris Pfleger sagt:

    Der Kaktus ist wirklich grandios! Super Bilder – unglaublich diese Landschaften, die Ihr durchquert. Weiterhin viel Bewahrung und gelungene Grenzübergänge. Vielleicht nehmen Eure spanischen Sprachkenntnisse mit der Zeit zu? 😉 Liebe Grüße Iris / 19.11.17

Schreibe eine Antwort zu Iris Pfleger Antwort abbrechen