11.01.2018 – Einer von vielen wunderschönen Stellplätzen in Costa Rica erwartete uns gleich zu Beginn in der Bucht Bahai Salinas: die weite Bucht sorgte für ruhiges Wasser und die Begrünung lockte so manch lustigen Vogel an. Hier trafen wir auf ein tolles Schweizer Ehepaar, die schon 2011 mit ihrer Reise in Südamerika begonnen haben und erst seit wenigen Monaten in Mittelamerika unterwegs sind. Sechs Jahre für Südamerika – davon können wir nur träumen – Rentner müsste man sein. Natürlich gab es da jede Menge zu erzählen und so manchen Tipp für unsere Weiterreise.
Am Playa de Tamarindo erwarteten uns gute Wellen um mal wieder das Surfbrett vom Dach zu holen, aber eigentlich kamen wir genau hier hin, da wir zu Weihnachten in eine englischsprachige Kirche wollten und es diese dank den hiesigen Auswanderern gab (mehr dazu wie wir Weihnachten verbrachten könnt ihr im „Special: Weihnachten unter Palmen“ nachlesen).
Der Strand bot tolle Parkplätze unter Palmen die eher von den Einheimischen genutzt wurden: so kam es, dass wir uns zu zwei jungen Kerlen ans Lagerfeuer gesellten und mit Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt sprachen (die Einheimischen machen oft ein kleines Feuer wenn sie irgendwo länger sitzen, da der Rauch die Mücken vertreibt). Der Grund dass wir uns mit zu ihnen setzten war, dass sie das halbnasse Schwemmholz nicht anbekamen – wir beobachteten das und brachte ihnen unseren guten, deutschen Bio-Grillanzünder den wir immer zum Entfachen von Lagerfeuer nutzen.
Die beiden jungen Männer konnten gut Englisch: Sie meinten das würde die Chancen im Tourismus zu arbeiten stark erhöhen und diese Branche bietet viele Arbeitsplätze. Auf der anderen Seite erzählten Sie uns aber auch von den Nebenwirkungen: in der Touristensaison steigen die Mieten für Häuser und Wohnungen drastisch – sodass selbst das Wohnen im Hostel günstiger ist. An dem Strand wo wir gerade saßen lernte der Eine vor 20 Jahren das Surfen, damals gab es nur ein einziges Hotel und dafür viele wilde Tiere. Heute ist die Hälfte des Strandes vollgestellt mit Hotelanlagen, wilde Tiere gibt es keine mehr. So bekamen wir also aus erster Hand ein Gefühl dafür, wie der Tourismus auch für die Einheimischen eine Medaille mit zwei Seiten ist.
Aber noch hat der Tourismus nicht alle Strände erreichen können – wir hingegen können das Dank Iveco schon – so ist der Playa Marbella unser nächstes, touristenfreies Ziel: ein langer dunkler Sandstrand der größtenteils tagsüber durch einheimische Surfer belebt wird. Am Abend loderte hier und da ein Lagerfeuer auf, aber ansonsten hatten wir die Kokosnusspalmen ganz für uns – leider viel keine herunter.
Ebenfalls recht verwaist, jedoch weil er unter Naturschutz steht, ist der Playa Ostional: bevölkert wird dieser nur sporadisch durch Schildkröten die hier ihre Eier ablegen. Wir kamen leider zu spät für dieses Naturschauspiel und konnten nur noch die umherliegenden leeren Eierschalen der Jungtiere entdecken. Diese sehen aus wie weise Blütenblätter und liegen teils noch in den Löchern in welchen die Eier vergraben waren.
Und so fuhren wir mehr oder weniger von Strand zu Strand auf der Halbinsel Nicoya, wobei die Fahrt an sich auch ein Erlebnis war. Auf ungeteerten Straßen ging es durch die wilde Natur und teils durch über 10m breite Flüsse: zum Glück gab’s keine Krokodile. Dafür begegneten wir kurz vor der Südspitze Brüllaffen. Zunächst sahen wir sie bei der Autofahrt, bzw. hörten wir zunächst nur ihr Brüllen und hielten an, um zu erspähen wo es herkommt. Danach sahen wir sie nochmal von nahem, da sie an einem Strandzugang auf einem kleinen Baum saßen und genüsslich dessen Blätter vertilgten. Einer unserer „Abzweige“ führte uns sogar direkt mit dem Auto auf den Strand und wir hatten Glück dass Ebbe war und wir diese Route, die direkt und offiziell auf dem Strand entlangführte, auch benutzen konnten – bei Flut ist sie unter Wasser.
Auf der Ostseite der Halbinsel kamen wir zum wohl exklusivsten Friedhof der uns bisher begegnet ist: der Cemeterio Isla Cabuya – eine eigentliche Insel die bei Ebbe aber eine Landverbindung hat. Obwohl wir die vergangenen Tage am Meer verbracht hatten, waren wir uns nicht sicher ob Ebbe oder Flut ist und liefen noch halb durchs Wasser um zur Insel zu gelangen. Bei unserer Rückkehr stellten wir dann fest, dass das Meer weiter zurückging und wir uns die nassen Füße umsonst geholt haben: aber so war‘s ja viel spannender.
Normalerweise weckt uns der Wecker, oder die Sonneneinstrahlung: unser Auto verwandelt sich nämlich recht schnell in eine Sauna. Aber es gibt noch eine weitere Methode: komische Geräusche – so wachten wir eines Morgens auf und dachten, Jemand würde unser Auto mit Steinen beschießen. Dieser Jemand stellte sich als eine Horde Affen heraus, welche die wilden Mandelbäume über uns als Frühstücksbuffet nutzten und die Reste einfach fallen ließen: also Obacht bei der Stellplatzwahl. Ein weiteres tierisches Erlebnis erwartete uns am Abend: gemütlich saßen wir draußen und aßen eine Tüte Chips, es war schon dunkel als Thomas noch den letzten Happen aus der Tüte nehmen wollte und plötzlich zurückschreckte. Ungeschickterweise hatte die Tüte auf dem Boden Einsiedler-Krebse (Krebse die zum Schutz ein leeres Schneckenhaus oder Muschel auf dem Rücken tragen) angezogen, welche ihr Abendessen mit ihren kleinen Scheren verteidigten: es ist schwer zu sagen wer den größeren Schock davontrug. Mit dem Licht der Taschenlampe zeigte sich auch, unser Stellplatz war gar nicht so einsam wie gedacht, denn überall konnte man die kleinen Tierchen krabbeln sehen.
Über den Rio Tempisque führte uns die zweitgrößte Brücke Zentralamerikas zurück aufs Festland – klingt spannend und riesig, war es aber tatsächlich nicht. Hatten wir uns gerade wieder über die Rückkehr von Asphaltstraßen gefreut (die Halbinsel Nicoya war größtenteils Dreckpiste), hörten diese auch schon wieder auf der Fahrt ins Landesinnere auf und wichen durch den im Hochland herrschenden Regen matschig gewordenen Huckelpisten. Wir fuhren in das Nebelwaldgebiet um Monteverde und waren schon nach einem Tag vom ständig anhaltenden Nieselwetter genervt. Nach einer Wanderung bei der wir stundenlang anstatt die Natur nur den braunen Matsch-Weg anstarrten um nicht auszurutschen, fuhren wir wieder in niedrigere Gefilde. Am 31.12 hatten wir das Glück am Ufer des Arenal Sees, im kleinen Dörfchen Nuevo Arenal, auf eine deutsche Bäckerei mit Restaurant zu treffen. Zur Feier des Tages gab es Bratwurst und ein Stück Apfelstrudel – herrlich. Um den Tag dann noch gebührend abzurunden fuhren wir uns am Seeufer bei der Stellplatzsuche im Schlamm fest und es ging mit der Winde rückwärts wieder den Hang hinauf – am Ende stellten wir aus auf eine Betonfläche – nur um sicher zu gehen. Ein weiteres junges Reisepaar gesellte sich zu diesem netten Plätzchen und zusammen versuchten wir uns an Raclette in der Pfanne – mit kleinen selbstgebauten Aluschälchen: das ging erstaunlich gut und wurde zu einem lustigen Abend. Zu Mitternacht schlossen wir uns einer einheimischen Familie an, welche ihr Lager unter einem Pavillon aufgeschlagen hatte. Mit lauten Knallern und gerösteten Marshmallows begrüßten wir das neue Jahr.
Leider hat sich das Wetter auch mit dem neuen Jahr nicht gebessert und die Aussichten für die karibische Seite waren ebenfalls eher trübe, so entschieden wir uns zurück an den Pazifik zu fahren. Leider gibt es in Costa Rica keine weitere Straße die im Süden auf die andere Küstenseite führt, so dass wir diese dadurch nicht mehr sehen können. Aber irgendwo müssen wir uns auch entscheiden und dafür stehen uns so neue Attraktionen offen. So z.B. die Krokodilbrücke: unter einer normalen Brücke einer Landstraße tummeln sich auf den Sandbänken aus unerfindlichen Gründen massenweise Krokodile, wir haben 38 Stück gezählt. Allerdings waren die Tiere während unserer Beobachtung ziemlich bewegungslos und dösten in der Sonne. Massiv waren sie trotzdem – geschätzt 4 – 4,5 Meter lang – wir waren froh auf der Brücke und nicht unten am Fluss zu sein.
In Costa Rica scheint das halbe Land durch Nationalparks oder private Reservate geschützt zu sein, öffentliche Wanderwege durch die Natur sind so gut wie nicht vorhanden. Da sich die Eintrittspreise für Ausländer jedoch in scheinbar grenzenlosen Höhen ansiedelten, entschieden wir uns dafür nur einen dieser Parks zu besuchen: das Rennen machte der Parque Manuel Antonio an der Pazifikküste. Am Ende waren wir ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert, für 16$ p.P. gab es noch nicht einmal einen Parkplatz, viele der Wanderwege waren noch im Bau oder gesperrt und die Lokalbevölkerung nutze den Park als Badeort, da es hier seichte Buchten gab. Wir stapften also in dicken Wanderschuhen und bestens für die Wildnis ausgerüstet zwischen Strandbesuchern in FlipFlops umher – was auch durchaus angebracht war, da die meisten Wege betoniert waren. Immerhin haben wir doch ein paar Tiere gesehen und bei schönem Wetter die Natur durchstreifen können. Nichts desto trotz würden wir nicht nochmal in einen solchen Park für diesen Preis gehen – die Ansässigen zahlen übrigens nur 2,50$.
Wir fahren weiter zum Surferdorf Dominical und bleiben länger als geplant: von einem Cafe wehte eine gute WLAN-Verbindung bis zu unserem Standplatz – aber natürlich waren wir auch einmal im Wasser zum Surfen gewesen. Nur wenige Kilometer im Landesinneren führte ein schöner Weg bis zu den Nauyaca Wasserfällen. Zwar wollten wir nicht baden (zu teurer Eintritt), aber nutzten den Weg als Wanderstrecke und sahen dabei zum ersten Mal zwei richtig bunte, freilebende Papageien (wir vermuten Aras). Die beiden saßen gut sichtbar auf einem Ast direkt über dem Weg, schnatterten vor sich hin und kümmerten sich nicht um die sie fasziniert anstarrenden Wanderer. Am Playa Tortuga, unserem nächsten Übernachtungsplatz, lebten diese bunten Gesellen dann in großer Zahl und zogen ihre Kreise über unseren Köpfen – aber so nah konnten wir sie nicht nochmal beobachten.
Wir fuhren auf die zweite Halbinsel an der Pazifikküste, da diese für ihre wilde Natur und ihren Artenreichtum bekannt ist. Wir fuhren über schmale Brücken und durch Flüsse, bis auch uns der Schlammweg zu unsicher wurde. Im Wasser und an Land sichteten wir so manches Tier – aber von Einsamkeit ist auch hier nichts mehr übrig. An den schönen Stränden stehen überall kleine Hütten und jede bietet das „einsame Urwalderlebnis“ an – bis dann halt der Nachbar kommt. Und als wir dann wirklich einmal einsam an einem Strand stehen wurden wir von einem Anwohner gewarnt, dass es hier schon fünf Autoeinbrüche gegeben habe – die Scherben aus Sicherheitsglas verleihen seiner Warnung Bedeutung und auch hier ließen wir unser Auto daher nicht aus den Augen.
Bis zur Verschiffung sind es nur noch 2 Wochen und wir entscheiden uns lieber schon nach Panama zu fahren – falls irgendwas wäre könnte uns so zumindest Jemand bis zum Hafen abschleppen – vielleicht nicht ganz, aber zumindest wären wir schon im richtigen Land.
Costa Rica war ein wirklich schönes Land, im Vergleich zu seinen Nachbarländern sehr sauber und gepflegt, nur teilweise sehr teuer. So verzichteten wir hier darauf unsere Wäsche im Salon zu waschen, da es über 30$ gekostet hätte (sonst so um die 6-7$). Also wer einmal Zentralamerika kennen lernen will sollte neben dem gepflegten Costa Rica auch noch Nicaragua besuchen, um die andere Seite zu erleben 🙂