Der Balkan – 5 Länder im Schnelldurchlauf

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30.03.2018 – Am frühen Sonntagabend ging es auf zu unserem dritten und letzten Teil der Weltreise. Von Chemnitz (unsere Heimatstadt) aus sind es nur an die 40km bis nach Tschechien und so verbrachten wir die erste Nacht schon in der Nähe von Komutov.

Um die lange Fahrt bis in die Türkei aufzulockern schauten wir uns hier und da Städte die auf dem Weg liegen an. Erster Zwischenstopp war Brno/Brünn: auf einem Bergsporn steht eine altehrwürdige Kirche und zu ihren Füßen erstreckt sich eine schöne gepflegte Altstadt. Die Innenstadt ist herausgeputzt, doch schon die wenigen Schritte bis zum Parkplatz zeigen, wo das Geld für Renovierungsarbeiten zu Ende war und die einfachen Wohnblöcke erscheinen uns eher heruntergekommen. Da wir nur so kurz im Land sind wollten wir kein Geld tauschen – aber so bekamen wir auch nichts zu essen, da auch Kartenzahlung nicht (überall) funktionierte.

Unsere Autoroute führte uns durch weite Flächen von Ackerland und Weinanbau – auffallend sind die Plakatschilder am Straßenrand: sie zeigen keine Werbung, wie man es erwarten würde, sondern immer die Landesflagge.

Es folgt die Slowakei, da wir hier keine Maut zahlen wollten geht es über teils schlechte Landstraßen – aber schon am nächsten Tag verlassen wir das Land wieder und betreten in Esztergom ungarischen Boden. Hier hat es uns schoneimal vor Jahren mit dem Faltboot hingetrieben, als wir die Donau hinunter schipperten. Damals schafften wir es nicht die Basilika zu besichtigen – was wir nun nachholten. Auf einem Hügel thronend ist diese auch im Inneren sehr beeindruckend. Dank einer deutschen Broschüre erfuhren wir, dass hier einst der erste ungarische König – Stefan I. (der in ganz Ungarn an jeder irgendmöglichen Stelle verehrt wird) mit einer vom Papst gesandten Krone gekrönt wurde: die Basilika scheint uns hierfür durchaus den passenden Rahmen zu bieten.

Wir erreichen Budapest am frühen Nachmittag und ergattern einen Parkplatz direkt an der Donau im Herzen der Stadt. Von hier aus besteigen wir zunächst den Burgberg und erreichen das Plateau auf Höhe der Fischerbastei und der dahinter befindlichen Matthiaskirche. Diese sind auch so zeitig im Jahr schon großer Besuchermagnet. In den von alten Häuschen eingerahmten Gassen verlieren sich die Touristen und wir schlendern in Ruhe einmal auf der Anhöhe herum. Vorbei am alten Landtagsgebäude geht es auf die andere Seite und entlang der Promenade auf der einstiegen Befestigungsmauer. Vor dem Sandor-Palais: Sitz des ungarischen Staatspräsidenten, beobachten wir die Wachen bei der Wachablösung, bevor wir uns im Burgpalast verlaufen und in einer Sackgasse landen. Bevor wir den Hügel wieder hinabsteigen kommen wir noch am Matthiasbrunnen vorbei, der eine traurige ungarische Liebesgeschichte darstellt.

Nach dem Abstieg ging es auf die andere Uferseite ins jüdische Viertel – Stadtteil Elisabethstadt. Das Viertel ist bunt belebt von kleinen Restaurants bis hin zu Graffitis die ganze Häuserwände zieren. Vorbei ging es an der Haupt-Synagoge durch das mit jüdischen Läden gespickte Viertel hin zur orthodoxen Synagoge, irgendwann wichen wir von der vorgeschlagenen Route unseres Reiseführers ab und streiften einfach so durch die teils schönen Altbauten. Nach einem leckeren Essen bestehend aus Langos und Gulaschsuppe (das ungarische Klischee  gut bedient) entscheiden wir uns doch dagegen in der Stadt zu übernachten und fahren ein Stück raus aufs Land, um in Ruhe schlafen zu können.

Die nächste Grenze ruft und ohne großen Aufwand fuhren wir in Serbien ein: beide Seiten konnten gut Englisch und wollten nur einen kurzen Blick zur Schiebetür hineinwerfen, in zwei Minuten war alles erledigt. Dies überraschte uns positiv, da wir bei unserer letzten Einreise in Serbien vor ein paar Jahren zwei Stunden zu gebracht haben.

Die ersten Kilometer der Autobahn sind noch kostenlos und wurden prompt durch Pferdekarren genutzt. Da sich uns die Strecke über Landstraßen zu lang hinzieht benutzen wir die Autobahn und wurden ab und an zum Mautzahlen gebeten – diese ist streckenweise an kleinen Kassenhäuschen zu entrichten und ist finanziell okay (20 EUR war es für insgesamt ca. 500km). Da selbst die Autobahn manchmal in fraglichem Zustand erscheint, wollen wir lieber nicht wissen wie es da um die kleinen Landstraßen bestellt ist.

Die Strecke führt uns durch Belgrad, da wir die Stadt schon einmal besichtigt hatten begnügen wir uns mit der Durchfahrt, die dank eines nicht enden wollenden Staus sehr ausgiebig ausfällt. Die Autobahnschilder sind jeweils in kyrillischen (leichte Abweichungen vom Russischen) sowie in lateinischen Buchstaben beschrieben – praktisch für Thomas zum Erlernen des Kyrillischen, Franzi kann (zumindest) noch das Lesen aus der Schulzeit.

In der Stadt Nisch machen wir halt und streunern durch die alte Burganlage und die Fußgängerzone. Das Parkticket gab`s im Andenkenladen, hier verblüffte uns die Verkäuferin mit ihren Deutschkenntnissen. Da das Ticket nur 0,3€ pro Stunde kam waren wir von dessen Ertragsaussichten nicht ganz überzeugt – zumal tatsächlich die ganze Zeit ein Kontrolleur unterwegs war. Das Wetter war herrlich sonnig und dementsprechend hatte es viele Menschen nach Draußen gezogen und die Cafés erfreuten sich großer Beliebtheit.

Für die Einreise nach Bulgarien mussten wir diesmal etwas länger an der Grenze stehen, aber die Autoschlange wurde schnell kürzer. Ein eher inoffiziell aussehender Grenzmitarbeiter schaute vorab unsere Autopapiere sehr lange und gründlich an – vermutlich hat er nichts darauf verstanden. Danach gab es die altbekannte Öffnung der Schiebetür et voilà waren wir im nächsten Land. In Bulgarien muss man selbst für größere Landstraßen eine Maut bezahlen und so kauften wir gleich nach der Grenze für 13€ den hübschen Sticker. Wir wollten den schönen Tag nicht nur mit Autofahren verbringen und suchen daher auf unserer Karte nach einem schönen Parkplatz – neben dem kleinen Dörfchen Dragoman entdecken wir einen Parkplatz direkt am See. Die Fahrt durch das Dorf bestand nur aus dem Ausweichen von Schlaglöchern, der See war eigentlich nur Schilfland und der Parkplatz eine plattgefahrene Grasfläche, aber unseren Ansprüchen genügte es. Das Schilfgebiet war sogar von der NABU (deutscher Naturschutzbund) unterstütz worden – aber mehr konnten wir von der Hinweistafel nicht entnehmen, die war nur auf Bulgarisch. Über einen teils sehr baufälligen Holzsteg konnten wir einmal ein Stück in das Schilfgebiet hineinlaufen, gesehen haben wir nicht viel, es gab nur jede Menge komischer Geräusche um uns herum. Ca. 300m entfernt lockte uns eine auf unserer Karte verzeichnete Höhle zu einem kleinen Ausflug – es gab nur keinen Weg hinauf. So liefen wir einmal quer Feld ein den Berg hinauf, die Höhle war zwar nicht so spannend, dafür der Blick über das Tal lohnenswert.

Wir fahren in die Hauptstadt und im Stadtzentrum von Sofia erklärt uns ein freundlicher Straßenvermesser in gutem Englisch, wie das hier mit den Parkgebühren funktioniert: erste Möglichkeit ist eine SMS zu verschicken, zweite Möglichkeit ist auf den Ticketverkäufer zu warten, der immer seine Runden zieht – wir warteten schließlich bis der Verkäufer kam, da das mit der SMS nicht klappte. Die Stadt präsentierte sich uns als eher fußgängerunfreundlich – denn Die mussten meist Unterführungen benutzen oder da es nichts anderes gab schnell über die Straße rennen, um zur anderen Seite zu gelangen.  Zunächst gelangen wir zur Säule der heiligen Sofia, einer hoch auf einer Säule thronenden Frauenstatue die das ehemalige Lenindenkmal ersetzt. Ihr Gegenüber, auf der anderes Seite des Platzes erhebt sich die ehemalige Zentrale der Kommunistischen Partei Bulgariens: das wird auch deutlich am Baustil, denn der ist groß und will einen schon von außen erdrücken. Im kleinen, aber sehr belebten Stadtpark stärken wir uns mit einem Eis und ziehen weiter zur Kathedrale Aleksandar Nevski: eine der größten Kirchen des orthodoxen Christentums. Zwar wurde die Kathedrale erst Ende des 19. Jh. erbaut, doch vermeint man im Inneren in einer Kirche aus dem dunklen Mittelalter zu stehen – sehr beeindruckend. Auf dem Rückweg sehen wir noch die Rotunde Sv. Georgi: diese ist wohl das älteste Gebäude der Stadt – errichtet im vierten Jh. n. Chr. auf Fundamenten einer römischen Thermalanlage: Heute ist das Gebäude umringt von einer Hotelanlage die das Ganze zu erdrücken scheint.

Auf der Autobahn fahren wir Richtung Türkei, die Fahrbahn wechselt zwischen neu und ordentlich zu komplett zerfahren – gut erkennbar am Vergleich zum intakten Randstreifen. Der Grenzübertritt gestaltet sich wieder als etwas schwieriger, da keiner Englisch kann und Kontrollen so stattfinden, dass sich die Autos dahinter aufstauen. Wir müssen noch zu einer Extrakontrolle – aber hier wollen sie nur wissen ob wir ein Campingfahrzeug sind und kurz zur Schiebetür hineinsehen. Und dann haben wir es geschafft, nach knapp einer Woche sind wir von Chemnitz in die Türkei gekommen. Wir sind gespannt auf die uns bisher völlig unbekannte Kultur und hoffen, dass es mit den geplanten Visaanträgen (Usbekistan in Istanbul, Turkmenistan in Ankara und Iran in Erzurum) alles klappt.

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