07.08.2017 – Von Washington aus ging es nun grob immer die Ostküste hoch. Unser erster Stopp war Gettysburg, ein Ort der mir (Thomas) aus meiner Zeit als Austauschschüler in den USA wohl bekannt war. Ich hatte das Fach „Amercian History“ und da jene Geschichte Amerikas nicht sonderlich lang ist, erfährt man eben unglaublich viele Details. Ein solches Detail war die Schlacht von Gettyburg – wir haben bestimmt zwei Wochen lang (in Amerika hat man jeden Tag die gleichen Stunden – ergo 5 Stunden die Woche Geschichte) jedes einzelne Detail dieser Schlacht behandelt – ich kannte die Schlachtverläufe, die Formationen, die Geländebeschaffenheit, die Generäle, die Helden, die vergeblichen Versuche – einfach alles und konnte es jetzt einmal live sehen.
Für die Amerikaner ist die Schlacht ein Riesending, die verlustreichste Schlacht aller Zeiten. In den 1860er Jahren herrschte in Amerika Bürgerkrieg – die Südstaaten (die viel von der Sklavenarbeit abhängig waren), waren nicht mit der Sklavenpolitik der Nordstaaten einverstanden, die wiederum dabei waren die Sklaverei gänzlich abzuschaffen. Das Land spaltete sich, Militias bildeten sich und es begann ein Krieg zwischen den Amerikanern.
Die Schlacht von Gettysburg ist dabei eher ein Zufallsprodukt, die beiden Armeen trafen sich ohne voneinander zu wissen – dafür aber mit großer Mannstärke und bumms, ging die Schlacht los. Drei Tage, 51.000 Tote und am Ende siegten die Nordstaaten und schützen damit ihre nahegelegene Hauptstadt. Es war der Anfang vom Ende der Südstaaten.
Auf dem Schlachtfeld selbst konnte man neben einem überteuerten Museum einige alte Häuser sehen (hauptsächlich Bauerhöfe, die damals aber eben als Hauptquartier, Krankenhaus, etc. benutzt wurden), man hatte ein Zeltlager aufgebaut in dem man das Leben damals „miterleben“ konnte und das gesamte Areal war übersät mit Statuen, Gedenksteinen und Mahnmalen. „Übersät“ ist dabei schon fast untertrieben, weit über 1000 Mahnmale stehen auf dem Gelände – jede Einheit, jede Stellung, jeder Angriff hat seinen eigenen Gedenkstein – man kann kaum laufen vor lauter Gedenksteinen und -säulen.
Und typisch amerikanisch fährt man das ganze Schlachtfeld natürlich mit dem Auto ab – 24 Meilen „self-guided auto-tour“, wenn man möchte. Wir bogen etwas eher ab …
Auf unserer weiteren Strecke nach Philadelphia kommen wir durch Lancaster County, einem Gebiet in dem besonders viele Amish und Mennoniten leben – gottesfürchtige Menschen, die die meiste moderne Technologie ablehnen. Wir wollten uns ein Info-Center zu dieser Kultur anschauen, was aber blöderweise schon zu hatte (obwohl es laut aushängenden Öffnungszeiten eigentlich offen sein sollte) – aber die Reise hielt für uns stattdessen eine um Längen bessere Begegnung bereit, die ich so interessant fand, dass ich darüber nochmal einen eigenen Artikel geschrieben habe. Hier der Link zu „Aus der Zeit gefallen – unsere Begegnung mit den Amish in Lancaster, PA“
Philadelphia ist für Amerikaner wohl ein bisschen „heilige Erde“ – hier nahm die USA wie wir sie heute kennen ihren Anfang. Im Independence Park fanden alle wichtigen Ereignisse der Gründung der USA statt – sowohl die Unabhängigkeitserklärung (1776) als auch die erste Verfassung der USA (1787) wurden hier erdacht und verkündet. Hier löste man sich vom Mutterland England nach dem gewonnen Krieg gegen die verhassten Briten los und begann das politische System, das auch heute noch in den USA zur Anwendung kommt – die erste moderne Demokratie. Symbol dieser Ereignisse ist für die Amerikaner die sogenannte „Liberty Bell“, die Glocke die damals nach der Verkündigung geläutet wurde. Sie erklingt mittlerweile zwar nicht mehr, ein riesiger Riss durchzieht Sie nachdem jemand beim Versuch sie zu reparieren gepfuscht hat, aber die Glocke steht als Symbol und entsprechend lang war die Schlange um das Objekt der Bewunderung einmal aus der Nähe sehen zu können (aber sogar kostenlos). Ebenso besichtigen konnte man die Independence Hall, in der alles stattfand und auch die Congress Hall, in der das erste Parlament tagte. Washington D.C. wurde erst einige Jahrzehnte später als Hauptstadt „künstlich“ angelegt, bis dahin war Philadelphia die Hauptstadt.
Die Stadt präsentierte sich uns im Dauerregnen – daher blieben wir nicht allzu lange. Und die Stadt präsentierte sich uns als besonders unamerikanisch – die Häuser der Innenstadt würde man auf den ersten Blick wohl eher nach England zuordnen. Ob die Stadt Philadelphia etwas mit dem uns bekannten Frischkäse zu tun hat, konnten wir bisher noch nicht ergründen. Weiter geht es jedenfalls die Küste hinauf bis nach New York City.
Sooo educational… I might be Lorching here… 😉
…btw…, lorching back… eben auf Wikipedia gefunden:
„Der Frischkäse wird seit 1880 in den USA hergestellt. Obwohl die ursprüngliche Produktionsstätte in Chester (Bundesstaat New York) lag, wurde der Käse nach Philadelphia, der größten Stadt Pennsylvanias benannt, die damals bekannt für ihre Käsetradition war.“
Guten Appetit!
Wissenslücke geschlossen – perfekt! Essen ist hier übrigens erstaunlich teuer – also für so eine Packung Philadelphia zahlt man mal eben 2,70 Dollar. Und in Deutschland gibt’s viel mehr Sorten (also Bärlauch, Meerrettich, Kräuter und so).