08.12.2017 – Die nun folgenden Länder Guatemala und Honduras sind wohl die gefährlichsten Länder unserer Reise, was Kriminalität, Raubüberfälle und die Schwelle zur Gewaltanwendung betrifft – entsprechend wollten wir diese Länder möglichst schnell durchfahren (obwohl sie eigentlich schön sind) um uns keiner unnötigen Gefahr auszusetzen.
Die Einreise nach Guatemala erfolgte einigermaßen problemlos, dauerte aber doch länger als geplant, so dass wir ungewollt in der Dunkelheit fahren mussten. Zwar begegneten wir glücklicher weise keinen Banditen, entgingen aber nur knapp mancher Bodenwelle und tiefem Schlagloch. Wir übernachteten auf dem Rasenbereich eines kleinen Hostels am Rande des Lago Petén Itzá – zwar würde der Zaun wohl niemanden aufhalten, aber ein bisschen sicherer als auf der Straße zu parken erschien es uns schon.
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf um die einzige Sehenswürdigkeit die wir in diesem Land besuchen wollten möglichst vor allen anderen Touristen zu erreichen: die Ruinen von Tikal. Diese Mayastätte wurde ab 700 v.Chr. erbaut, der Bauplatz mühsam dem Urwald abgerungen – doch dieser hat sich längst wieder das genommen was ihm einst gehörte. Teils ausgegraben, teils noch von dicken Bäumen und Schlingpflanzen umhüllt und im Urwald versteckt lag die Anlage. Auf viele der Pyramiden konnte man über Holztreppen steigen und fantastische Ausblicke über das grüne Blätterdach erhalten. Aber nur von unten sahen wir Tucane schnattern und kleine Äffchen sich geschickt durch die Äste schwingen. Ein bisschen mühsam war es sich zwischen den vereinzelt stehenden Gebäuden zurecht zu finden, da die meisten Wegweiser kaputt waren, oder locker im Wind umher schwankten – da half uns nur das GPS auf dem Handy weiter. Der Eintritt ins Gelände war verhältnismäßig teuer (interessanterweise offiziell angeschrieben 5x teurer für Touristen als für Einheimische), es gab aber auch keine riesigen Touristenmassen und aufgrund der enormen Größe des Geländes war man auch öfters ganz allein mit Urwald und Mayas.
Weiter ging es Richtung Süden, da es bis zur Grenze nach Honduras zu Weit war brauchten wir nochmals einen Übernachtungsort. Doch diese sind hier nicht sonderlich dicht gesäht und so kam es, dass wir erst einmal 6km Offroad fahren mussten, bis wir dafür zu einem tollen Campingplatz kamen. Denn dieser lag am malerisch schönen Rio Machaquila: dieser wurde hier in kleinen Wasserbecken aufgestaut und dazwischen standen vereinzelte Inseln, von denen man sich mit Seiten ins Wasser schwingen konnte – nach einem heißen Tag im Auto war das die ersehnte Abkühlung. Auf unserer Reise bekommen wir für gewöhnlich nichts mit von der Welt die nicht gerade um uns herum ist und schon gar nicht von anderen Ländern – so war es dem Campingplatzbesitzer zu verdanken, dass er uns über die brisante Lage in Honduras informierte. In der vorherigen Woche hatte es hier Präsidentschaftswahlen gegeben, deren Ergebnis noch nicht feststand, aber beide Rivalen sich als Sieger sahen – das Land war gespalten, die Opposition wittert Wahlbetrug und Diktatur und die Zerrüttung fand in gewaltsamen Akten ihren Ausdruck – Straßensperren, Demonstrationen mit Schüssen und Toten. Wir nahmen mit der deutschen Botschaft in Honduras Kontakt auf und diese rieten uns davon ab das Land zu durchfahren. Und so saßen wir erstmal etwas ratlos im Auto: eigentlich wollten wir Guatemala und Honduras so schnell wie möglich durchfahren, um ins sicherere Nicaragua zu gelangen und jetzt schien dies auf unbestimmte Länge nicht mehr möglich zu sein. Aber wir fuhren trotz alldem weiter Richtung Süden bis nach Chiquimula um näher an der Grenze zu sein. Hier trafen wir auf vier junge Franzosen denen es wie uns erging und die vorerst hier gestrandet waren. Thomas, der durch seinen Beruf als Politiklehrer wahrscheinlich mehr von den eingesetzten Maßnahmen der Polizei und Armee versteht als der Normalbürger, sah hinter dem Aussprechen einer Ausgangssperre in Honduras kein gutes Zeichen der Besserung und kam so auf die Idee, dass es eventuell sicherer wäre durch El Salvador zu fahren. El Salvador hat leider keine Grenze zu Nicaragua, aber es wären nur noch 130 km die man durch Honduras fahren muss. In Absprache mit dem Konsulat in Honduras war das die sicherste Route und so fuhren wir bereits am nächsten Morgen zeitig los.
El Salvador: ein Land in das wir nicht bereisen wollten aufgrund seiner schlechten Sicherheitslage (die höchste Mordrate weltweit), war nun also der sicherste Weg. „El Salvador“ heißt übrigens „der Retter“ auf Spanisch. Am Grenzübergang lief alles gut, bis wir keinen Einreisestempel für El Salvador bekamen – die Begründung lautete: wer einen Stempel aus einem der C4 Staaten (Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua) hatte bekäme vom nächsten C4 Land keinen mehr. Nun gut, solang wir auf der anderen Seite wieder aus dem Land gelassen würden war uns das egal – aber wohl war uns ohne Stempel nicht so wirklich. Viel sahen wir nicht von dem Land, da wir außer zum Tanken und Fahrerwechsel nicht anhielten um schnellstmöglich durchzukommen. Aber was wir sahen unterschied sich nicht von den vorherigen zentralamerikanischen Ländern. Die Straßen waren erstaunlich gut (für zentralamerikanische Verhältnisse) und wir erreichten am späten Nachmittag Santa Rosa de Lima – die letzte größere Stadt vor der Grenze zu Honduras. Wir übernachteten in einem Hotel: aber blieben sicherheitshalber in unserem Auto auf dem gesicherten Parkplatz. Es stellte sich heraus, dass unsere Vorsicht nicht einmal unbegründet war, denn in der Nacht um 4Uhr verließ der erste Gast das Hotel – das Tor zum Parkplatz wurde geöffnet und danach auch nicht wieder geschlossen – Wachpersonal schien es nicht zu geben.
Es geht weiter zur nächsten Grenze von El Salvador nach Honduras – hier trafen wir wieder auf die vier Franzosen, diese waren am Vortag erst später losgefahren – die wenigsten fahren nur mit 80km/h so wie wir. Zunächst muss in El Salvador das Auto abgemeldet werden, nach weiteren 3km gelangten wir dann zur Personenabmeldung – anscheinend hat es mit dem Stempel gestimmt, denn wir dürfen das Land wieder verlassen. Nächster Schritt ist die Anmeldung in Honduras – hier als erstes die Personenkontrolle und danach die Autoanmeldung – mit 14 Kopien von Pass bis Autopapieren war dies bisher der Spitzenreiter der Bürokratie an den Grenzen. Wir sehen seit langem auch noch weitere Reisende: einen dick bepackten texanischen Pickup sowie einen alten VW Bulli aus der Schweiz: vermutlich haben auch sie aufgrund der politischen Lage in Honduras diese Route gewählt.
Die 130km Landstraße in Honduras begannen auf guten Straßen, endeten jedoch auf einer desaströsen Piste bestehend aus mehr Schlaglöchern als Asphalt: für die letzten 30km brauchten wir fast eine Stunde.
Die Abmeldung von Auto und Mensch aus Honduras verlief ohne größere Komplikationen, erst danach fing das Durcheinander an. Zunächst wurden wir nicht über die Brücke nach Nicaragua gelassen – eigentlich können Passagierfahrzeuge die wartenden Lastwagen überholen, aber hier schien es dem Beamten (äußerlich nicht erkennbar, aber Leute kamen zu Ihm und gaben Zettel ab) nicht zu gefallen, dass wir uns keinen Helfer geholt hatten. Diese „Helfer“ drängen sich einem meist am Anfang des Grenzrummels auf und behaupten einen gegen ein stattliches Entgelt schneller durch die Grenze zu bekommen. Jedenfalls wurde der Texaner – mit seinem Helfer – einfach durchgewunken. Wenn der das darf, machen wir das auch – als sich dann die ganze LKW Kolonne bewegte fuhren wir einfach an der Schlange vorbei, den Beamten ignorierend. Aber es wurde nicht besser und insgesamt waren wir über 3,5h an diesem Grenzübergang bis wir uns und das Auto angemeldet, sowie eine Versicherung abgeschlossen hatten. Am Ende hatten wir sogar noch Glück gehabt: bei der Autodurchsuchung wurde der Beamte angerufen und außer kurz durch die Schiebetür zu schauen machte er nichts. Die vier Franzosen mussten hingegen ihre Rucksäcke aus dem Auto nehmen und durchleuchten lassen und die Texaner waren noch schlimmer dran – sie mussten wirklich alles rausräumen. Da es schon wieder dunkel wurde fuhren wir nicht weit in Nicaragua sondern nahmen den erstbesten Übernachtungsplatz: einen LKW-Platz in der nächsten Stadt. Endlich geschafft, politisches Chaos umgangen und im sichereren Nicaragua angekommen. Darauf erstmal ein Tonja (nicaraguanisches Bier).
Nicaragua ist laut dem deutschen Auswärtigen Amt gegenüber seinen Nachbarstaaten deutlich sicherer und so haben wir auch vor hier mehr von Land, Leuten und Vulkanen kennen zu lernen.