12.02.2018 – Wie im Märchen fühlten wir uns im Stadtpark von Nara: denn hier laufen Rehe einfach so umher – und diese Rehe sind angeblich Götterboten. Theoretisch sind diese wild und können überall hin, aber in der Realität werden sie in diesem Park von Menschen gefüttert und sind dementsprechend zahm. Wer will kann sich extra Kekse für die Tiere kaufen und sich dann gewiss sein, von den Rehen belagert zu werden – teilweise warten die Tiere sogar schon vor den Verkaufsläden – die wissen schon wo ihr Essen herkommt. Wir kauften zwar keine Kekse, kamen den Tieren aber auch so nah genug.
Über einsame Landstraßen fuhren wir weiter nach Nagoya, einer stark industriel geprägten Großstadt. Groß war hier der Atsuta Schrein angepriesen worden (irgendein königliches Schwert soll da angeblich sein, kann man aber nicht sehen da nur ranghohe Priester und der Kaiser da rein dürfen), aber vor Ort waren wir dann wenig beeindruckt – vermutlich liegt es daran, dass wir nur die Gebäude betrachten und deren Bedeutung sich uns weniger erschließt. Aber es gab noch mehr zu sehen, denn Nagoya ist die Geburtsstadt des Autokonzerns Toyota und beherbergt auf dem ersten Firmengelände ein Automuseum – neben all der alten Kultur eine willkommene Abwechslung für uns. Wir hatten eigentlich ein reines Museum über Toyotas erwartet, aber anscheinend gibt es davon nicht so viele verschiedene, sodass das Museum eher ein allgemeines Automuseum war. Thomas war trotzdem begeistert: hier gab es Automarken von denen er vorher noch nie gehört hatte (Franzi hat ehrlich gesagt von sowas keine Ahnung und findet Autos einfach nur hübsch – oder eben nicht). Selbst ein paar deutsche Modelle hatten es hierhergeschafft: so z.B. ein VW Käfer und ein alter Mercedes SL. Interessant war auch dass Toyota nach eigener Aussage hier zeigen will, wie sich die europäische/amerikanische und die japanische Autobaukultur gegenseitig beeinflusst haben. Der Einfluss schien tatsächlich eher etwas einseitig zu sein – so hatte man den ersten Toyota mal neben den DeSoto gestellt von dem die Japan das Design „geliehen“ haben. War quasi fast eine exakte Kopie. Naja, mittlerweile bauen die Japaner aber auch selbst sehr gute Fahrzeuge.
Wir versuchen weiterhin die normalen Landstraßen (die ja hauptsächliche durch Städte gehen) zu vermeiden und fahren lieber durch einsame kleine Bergstraßen Richtung Hakone. Die sonst so korrekten Japaner erstaunten uns hierbei durch das Fehlen von Verkehrsschildern: denn es kam häufig vor das die Straße plötzlich ohne Vorwarnung für mehrere Kilometer einspurig wurde – dank der einsamen Strecke kam uns glücklicherweise nie ein Fahrzeug entgegen.
Hakone liegt malerisch an einem See, umgeben von flacheren Bergen und von der richtigen Ecke aus erhascht man sogar einen Blick auf den Fuji – zu unserer Freude sahen wir den Berg diesmal ohne Wolken. Neben dem See verläuft ein Teil einer alten Handelsstraße, durch den Schnee sahen wir zwar nichts von der alten Pflasterung, waren jedoch von den hohen Zedern die den Wegesrand säumten beeindruckt. Natürlich gab es auch hier einen Schrein – den Hakone Torii Schrein: seine Besonderheit war, dass das Tor im Wasser stand mit Blick auf die Berge. Wir wollten den Tag für eine Wanderung nutzen: blöd nur dass alle Wege gesperrt waren. Ob es wegen dem Schnee war, oder wegen der Gefahr durch austretende Schwefelgase, jeder Weg der in das Berggebiet führte war abgeriegelt. Mit dem Auto oder der Seilbahn war es natürlich erlaubt auf den Owakudani Schwefelberg zu fahren (vielleicht machten die Geldeinnahmen diese Verkehrsmittel sicherer?). Von hier aus konnte man die dampfenden Berghänge sehen und sich im Shop ein paar Schwefeleier kaufen. Die Eier werden in den heißen Schwefelquellen gekocht und nehmen dadurch eine schwarze Farbe von außen an – wir haben‘s probiert: auch mit schwarzer Schale schmeckte das Ei ganz normal. Unser Wanderglück fanden wir dann doch noch im Nachbartal: über einen schmalen und recht steilen Wanderweg erklommen wir den Myojogatake. Unten war schon alles trocken, doch je höher es ging desto mehr Schnee lag auf dem Weg, teils lag er schwer auf dem umstehenden Bambus, so dass dieser sich torartig über den Weg beugte.
Von Schnee und Kälte fuhren wir wieder weg, als es Richtung Meer nach Odawara ging. Hier war es sogar schon so warm, das erste Blüten ihre Knospen öffneten. Ob es jetzt die berühmten Kirschblüten waren wissen wir nicht – die rosa Blütenpracht war jedoch ein echter Augenschmaus. Inmitten dieses Blütemeeres erhob sich das Schloss Odawara auf einem Felsen, leider sah es nur noch von außen altehrwürdig aus. Im Inneren war jede Etage zu einem modernen Museum ausgebaut und nur im obersten Stock gab es einen kleinen Raum, der vielleicht dem alten Ausbau entsprach. Hier war alles mit hellem Holz verkleidet und mit einem Schrein eingerichtet.
Unser nächster Zwischenstopp war die riesige Buddhastatue in Kamakura. Die Statue ist so beliebt, dass sie im Umkreis von mehreren Kilometern ein riesiges Verkehrschaos produziert – wir standen ca. 1h für die letzten 6km im Stau. Als wir dann einen Parkplatz ergattert hatten mussten wir uns nur noch in den Touristenstrom begeben und wurden langsam Richtung Buddha geschoben. Heute steht die Figur unter freiem Himmel, doch einst war sie von einer Holzhalle umgeben, diese wurde jedoch durch eine Flutwelle davon geschwemmt. Durch das hohe Gewicht der Statue blieb diese jedoch unbeschadet an Ort und Stelle stehen. Den Buddha bringt eben nichts aus der Ruhe.
Tokio hatten wir am Anfang der Reise nur einen kurzen Besuch abgestattet und so wollten wir am Ende der Reise noch ein wenig Zeit in der Stadt verbringen. Wir parkten wieder im Vorort in der Nähe der Metrostation und verbrachten den letzten Abend unseres Japanaufenthaltes in der Stadt. Doch lange blieben wir nicht, ein eiskalter Wind pfiff durch die Straßen und so schauten wir uns nur die Gegend um den neugebauten Skytree an: das aktuell zweithöchste Gebäude der Welt, mit einem großen Einkaufszentrum zu seinen Füßen.
Da unser Flugzeug erst am Abend geht können wir den nächsten Morgen noch in Tokio verbringen. Das Wetter ist sonnig und wir machen uns auf zum Altstadtviertel. Nach dem Kaminarimon Tor gelangt man über die Nakamise Einkaufsstraße (größtenteils Plunder) zur Senso Ji Tempelanlage. Diese besteht aus mehreren Tempeln, einer Pagode und einem kleinen Park mit weiteren Schreinen dazwischen. An einer langen Wand kann man sich hier seine Zukunft voraussagen lassen: In einer Box die man kräftig schütteln muss befinden sich nummerierte Zettelchen. Hat man einen gezogen kann man dann das dazu passende Kästchen aufziehen und sich sein Schicksal durchlesen – doch Obacht, nicht nur Gutes erfährt man hier.
Zurück in der Altstadt kommen wir an einer langen Essensschlange vorbei und wollen natürlich wissen, was hier so gut schmeckt um derartig beliebt zu sein: es ist eine Art gefüllte Kraut-Teigtasche die man durchaus essen kann. Da es eigentlich in der Fußgängerzone nicht erlaubt ist zu essen, gibt es extra einen Wachmann der einen darauf hinweist – nur direkt neben dem Verkaufsladen darf man essen: vielleicht übertrieben, scheint dies auch eine Art indirekte Werbemaßnahme zu sein.
Anschließend schlendern wir noch eine Runde durch das Nerdviertel Akihabara. Der Inhalt der Läden dreht sich meist um Sachen aus Film und Fernsehen, vor allem Anime ist stark vertreten. Aber es gibt auch einen Laden mit gebrauchten Spielzeugautos, oder teuren Kameras. Franzi ist hin und weg von einem Laden, der gefüllt ist mit Spielautomaten aus denen man sich die kuscheligsten Plüschtiere erspielen kann – leider haben wir keine Zeit um´s zu probieren. Als Letztes gibt es für uns noch einen (sogar kostenlosen) Ausblick auf Tokio – vom 45. Stock des Rathauses.
Bevor wir unser Auto abgeben, putzen wir nochmal so gut wie es geht – so sparen wir uns einen Teil der Reinigungsgebühren. Die Autoabgabe verläuft problemlos und wir werden wieder an der Bahnstation Narita abgesetzt. Nur diesmal steht uns noch eine zweistündige Bahnfahrt bevor, denn wir fliegen vom Hameda Flughafen los, der liegt auf der anderen Seite der Stadt (das hatten wir erst am Morgen auf dem Ticket entdeckt gehabt) – aber kein Problem, da der Flieger erst 23.45Uhr startet.
Japan hat uns sehr gut gefallen mit seiner alten Kultur und trotz kaltem Wetter war es schön einmal wieder Nadelbäume anstatt Palmen zu sehen. Falls wir mal wieder kommen würden wir jedoch mit dem Zug oder Bus das Land bereisen – das geht schneller und spart jede Menge Nerven die man auf den kleinen, überfüllten Straßen verliert.
Vor uns liegt wieder ein langer Flug mit Endziel Perth, Australien: diesmal dauert es sogar noch länger bis wir ankommen, da wir einen längeren Aufenthalt in Denpasar, Bali geplant haben, sowie einen Tages-Stopover in Kuala Lumpur.