Mexiko Mainland I – von Avocados, Tequila und Schmetterlingen

12.11.2017 – Mazatlán, die erste Stadt die wir auf dem Festland Mexikos besichtigen, bot ein gespaltenes Stadtbild im alten Kern. Die Gebäude waren meist heruntergekommen, aber es herrschte ein reges Bautreiben – selbst die Bürgersteige wurden angemalt um wieder gut auszusehen. Ein gesprächiger Immobilienmakler, der gerade eine Kaffeepause vor seinem Laden machte, erzählte uns die Stadt habe den Zuschlag für eine im kommenden Jahr stattfindende Touristenmesse erhalten und müsse sich nun dafür herausputzen – da gibt es auf jeden Fall noch so einiges zu tun. Ansonsten ist die Stadt ein riesiger Badeort mit abertausenden Hotelburgen entlang der Strandpromenade und wir blieben eigentlich nur aufgrund der super WLAN-Verbindung im Mc-Donalds länger in der Stadt. Denn, man glaubt es kaum, es war schon wieder Zeit unsere Rückreise zu planen: die Überfahrt des Iveco von Panama nach Deutschland und für uns Flüge und Mietwagen in Japan, Australien und den Rückflug nach Deutschland.

Auf dem Weg Richtung Tepic, der ersten Stadt im Gebirge, machten wir vorerst unseren letzten Stopp an einem einsamen Sandstrand. Hier probieren wir uns erneut im Surfen – ohne sichtbaren Erfolg, aber in dem badewannenwarmen Wasser macht das Reinfallen uns nichts aus.

Die Landstraße führt zunächst durch Palmenhaine, danach windet sie sich ins Landesinnere und die Palmen weichen Baumplantagen – alles wird grüner. In Tepic kommen wir am späten Nachmittag an und füllen zunächst unsere Vorräte an Getriebeöl in einem Auto-Fachhandel auf. Seit einiger Zeit fahren wir nun schon mit einem Loch im Fußraum des Beifahrer sowie im Motorraum umher und Thomas nutzte die Gelegenheit im Fachhandel um nach einem Schweißer zu fragen. Und so trafen wir auf Omar – einen gut englisch sprechenden Mexikaner, er meinte er kennt gleich einen Schweißer in der Nähe und fuhr uns voraus. Der erste den wir anfuhren war ein Industrieschweißer – nichts für unser zartes Auto, darum ging es weiter zu einem „Bodyshop“ – ein Mann mit einem schwächeren Schweißgerät, der auch am nächsten Morgen Zeit für uns hatte. Nun war es kurz vor dem dunkel werden und wir brauchten einen Übernachtungsplatz, Omar erzählte uns, dass es seit 2 Monaten einen Kartellkrieg in der Stadt gebe und es in der Nacht zu Schüssen sowie im Schnitt drei bis vier Todesopfern gekommen wäre – bisher traf es zwar noch keine Zivilperson, aber toll klang das ja nicht. Und so nahmen wir dankbar das Angebot an, uns vor seinem Haus in einem Vorort die Nacht über hin zustellen. Wir kamen in den Genuss größter mexikanischer Gastfreundschaft, wurden herrlich bekocht – so lecker hatten wir noch nie mexikanisch gegessen: am Abend gab es Tortillas mit unterschiedlich angemachten Shrimps und Reis. Die dazu servierte Salsasoße war angeblich sehr mild – verschlug aber Thomas schon den Atem und er ist derjenige von uns beiden, der gerne scharfe Sachen isst. Am Morgen gab es Quesadillas und dazu Rührei mit Kaktus – bisher kannten wir nur das man Kaktusfrüchte essen kann, aber hier aßen wir Kaktussprösslinge, wenn man es vergleichen müsste, dann vielleicht mit wildem grünem Spargel. Zum Abschied wurden wir noch reichlich mit frisch gepflückten Bananen und Avocados beschenkt. Das Schweißen verlief dann doch recht mexikanisch – unser Loch im Fußraum wurde einfach nur geflickt, also ein neues Stück Metall auf das Loch draufgeschweißt, anstatt es auszusägen und einpassen. Mit deutscher Wertarbeit hat das eher nichts zu tun, aber bei 800 Pesos (ca. 35 EUR) für 5 Stunden Arbeit und Material wollen wir mal nicht meckern – eine Weile halten wird’s wohl schon. Das Loch im Motorraum wurde leider nicht beendet – hier fehlte dann die nötige Schmierpaste und eventuell käme welche am nächsten Tag: das war uns dann zu unsicher und wir wollten auch nicht länger als nötig in der Stadt verweilen, sodass wir ohne die letzten Dichtarbeiten weiterfuhren – das machen wir dann eben irgendwann und -wie selbst.

Weiter geht die Fahrt ins Landesinnere und wir durchfahren unser erstes Lavafeld. Scharfkantig ragen hier die dunklen Steine des Vulkans Ceboruco in den Himmel, auf Ihnen hält sich nur ab und an verdorrtes Gras. In Ixtlan Del Rio legen wir eine kleine Pause ein und schlendern durch eine recht kleine Ausgrabungsstätte. Es handelt sich wohl um Gebäude aus der Zeit von 900-1250n.Chr. – aber sicher scheint das nicht wirklich zu sein. Zudem fehlen Hinweise dazu, was die Gebäude eigentlich einst beinhalteten und wie sie aussahen – so sind die Ruinen nicht vielmehr als nichtssagende Steinhaufen für uns.

Die auf den Feldern wachsenden Agaven künden die nahende Stadt und ihr weltbekanntes Getränk schon von weitem an: Tequila. Zunächst waren wir erfolglos in der Stadt eine englischsprachige Führung durch eine der Brennereien zu bekommen. Es scheiterte nicht etwa daran, dass alle schon ausgebucht waren, sondern das es erst gar keine gab – daher fuhren wir aus der Stadt ins nächste Dorf, in welchem sich weitere neun Brennereien befanden und hatten bei der Brennerei Herradura Glück: hier startete die nächste Tour kurze Zeit nach unserer Ankunft. Es stellte sich heraus, wir waren die einzigen Teilnehmer und wurden mit einem größeren Golfkart durch das Gelände gefahren. Wir sahen den gesamten Prozess, von der Pflanze auf dem Feld und wie sie zurechtgeschnitten wird, über die Dünstung in großen Öfen bis zu den beiden Destiliervorgängen und der Flaschenabfüllung. Zwischen durch wuschen wir unsere Hände in Tequila, um dann dadurch die 5 Aromen zu erkennen, wir scheiterten jedoch schon nach zweien. Sehr schön anzusehen war auch die historische Brennerei. Hier standen alte Öfen die einst aus England angeliefert wurden, die Gärung fand in gemauerten Löcher im Kellergewölbe statt und überhaupt hatte der Altbau durch die Backsteinmauern einen ganz speziellen Charme, den die heutige industrielle Abfertigung nicht erreichen kann. Natürlich gab es danach auch noch eine kleine Verköstigung. Wir probierten drei Sorten: Silver – dieser Tequila lagert nur für kurze Zeit im Eichenfass. Reposado – hier lagert der Tequila für 3-9 Monate im Fass und zu guter letzt die Sorte Añejo – die bis zu drei Jahre im Fass lagert. Als weitere Sorten gäbe es noch Tequila Plata – dieser wird direkt aus der Destillerie abgefüllt, sowie die Sorte „super alt“, die bis zu 6 Jahre im Fass verweilt – danach wandelt sich der Schnaps zu Essig.

Guadalajara, die zweitgrößte Stadt Mexikos erlebten wir in ihren angenehmen Abendstunden. Wir hatten uns einen gesicherten Parkplatz zum Übernachten ausgesucht und konnten daher einmal im Abendgewusel durch eine Stadt schlendern. Das historische Stadtzentrum war belebt durch Händler und bei einem Softeis konnten auch wir nicht mehr nein sagen. Vor der Kathedrale sang ein spanischer Chor und wir beobachteten Schuhputzer bei ihrer Arbeit.

Als wir es am nächsten Tag endlich durch das Automeer geschafft und die Stadt hinter uns gelassen hatten, beschloßen wir nicht allzu weit mehr zu fahren – wir machen daher am See Lago de Chapala ein zeitiges Nachtlager auf. Hier konnte man super Wasservögel beobachten – aber nur bis die Dämmerung einsetzte, danach trieben uns die Mücken ins Innere des Autos.

Die nächste Stadt die wir uns anschauen ist Morelia: bekannt durch ihren gut erhaltenen Stadtkern aus der Kolonialzeit. Neben diversen Kirchen gibt es auch hier eine altehrwürdige Kathedrale zu bestaunen und ein Viadukt aus dem späten 18. Jahrhundert – welches die östliche Stadthälfte durchzieht. Im romantischen Gässchen „Callejón Del Romane“ warteten die frisch Verheirateten darauf endlich ihre Fotos machen zu können – da waren wir eher Störfaktor. Gegen geknickte Gefühle und für Schleckermäulchen gab es den „Mercado de Dulces“ – den Süßigkeitenmarkt. Wir kamen anscheinend jedoch vom falschen Ende und mussten zunächst durch Stände voller Ledersandalen und Handtaschen laufen, bis wir endlich bei den Leckereien waren. Wir entschieden uns für eine klebrige Pyramide aus geraspeltem Kokos – schmeckte nicht viel anders als eine Kokosmakrone.

Mitten im Landesinneren, auf einer Höhe von rund 3300m ü.n., verborgen im dichten Wald erwartete uns ein ganz besonderes Schauspiel. Wir besuchten einen der wenigen Überwinterungsplätze der Monarchfalter. Zunächst führte uns eine ruckelige Landstraße durch kleine Bergdörfer, danach musste man noch 2.5km durch den Wald laufen, ohne wirklich etwas von den Faltern zu erblicken – bis sie scheinbar aus dem Nichts zu Tausenden durch die Lüfter schwebten: wir kamen uns vor wie in einem Märchenwald.

Vor uns liegt nun der Besuch von zwei sehr gegensätzlichen Städten: die eine ausgestorben und die andere eine der Größten der Welt – Teotihuacan und Mexiko Stadt, mal sehen wo es uns besser gefällt.

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  1. Barbara Enkling sagt:

    We love reading your blog and enjoy seeing the photos and hearing of your adventures.
    Love, Howard & Barb

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