New Mexico – endlich Offroad

01.10.2017 – Mit der Einfahrt in den neuen Staat erwartete uns auch eine neue Zeitzone, jetzt sind wir von unserer Heimat Deutschland 8 Stunden getrennt (US Mountain Time).

Unsere erste Übernachtungsstelle in New Mexiko finden wir nach einigen Umwegen und am Ziel angekommen waren wir uns auch zunächst nicht so sicher. In der Nähe von Tucumcari gibt es ein verlassenes Freibad welches scheinbar mitten im Nichts liegt. Die einstigen Häuser sind alle nur noch Schuttberge und im Wasserbecken selbst wachsen Bäumer. Heute wird das Areal für Frisbee-Golf genutzt und nur durch die Befragung zweier Spieler die den ansonsten ausgestorbenen Park nutzten waren wir uns sicher, dass wir hier stehen durften. Allgemein handhaben wir es so, dass wir uns generell dort hinstellen wo es keinen stört und wenn keine Schilder stehen gehen wir davon aus das es erlaubt ist.

Noch einsamer als unser Übernachtungsplatz scheint da nur die Geisterstadt Cuervo. Im anhaltenden Nieselregen fuhren wir durch diese Sammlung von leeren Häusern die trostlos zwischen Highway und Brachland liegen.

Auch im nächsten größeren Ziel – der alten Handelsstadt Santa Fe – hielt zunächst das schlechte Wetter an, aber zumindest war der alte Stadtkern reichlich mit Touristen belebt. Vorbei ging es an der wohl ältesten Kirche der USA, die Mission of San Miguel wurde 1610 das erste Mal erbaut und 1710 nach einer Zerstörung ein weiteres Mal. Um den Marktplatz herum tummeln sich allerlei Galerien und Händler mit Kunstwaren ein bunter Mix aus spanischen und indianischen Einflüssen. Bemerkenswert an der Stadt sind die Adobebauten, die aus Lehm errichteten Gebäude verleihen der Stadt einen außergewöhnlichen Flair und machen sie zu einem besonderen Erlebnis für uns.
Fast eindrücklicher jedoch: nach 5 Tagen im Dauerregen (in der Wüste) kommt endlich die Sonne wieder heraus.

Nord-westlich von Santa Fe können wir endlich mal unser Auto ausfahren und finden in den Bergen schöne Offroadstrecken. So kommen wir bis zum berühmten Rio Grande, der jedoch noch überschaubar groß ist und recht schnell braune Wassermassen bewegt. Auch im Offroadbereich gibt es ungewollte Sackgassen. Diesmal versperrt uns auf der letzten Meile unserer Strecke ein Indianergebiet die Durchfahrt nach Norden und wir mussten einen 50km Umweg fahren, um schließlich in die Stadt White Rock und zum Bandelier National Monument zu gelangen.

Im Bandelier National Monument haben sich entlang eines Bergtales in zwei verschiedenen Zeiten Indianer niedergelassen und ihre Spuren hinterlassen. In der Ebene kann man die Ruinen eines runden Dorfes erkennen. Alle Räume waren quasi wie ein sehr großes, kreisförmiges Reihenhaus aneinandergereiht und umschlossen in ihrer Mitte eine Kiva. Eine Kiva ist eine Art Zentrum im religiösen-, aber auch im sozialen Leben einer Gemeinschaft. Sie ist in den Boden eingelassen und wird durch ein Dach geschützt. Hier im Park konnte man noch das Loch im Boden sowie die Säulenpunkte die das Dach einst trugen erkennen.

Die zweite Siedlungsphase war eng verknüpft mit den umgebenden Bergen. Die Felswand wurde als Rückwand der Häuser genutzt und teilweise wurden Höhlen als Hinterzimmer in den Fels gegraben. Bis auf ein wieder errichtetes Gebäude sieht man nur noch die Felshöhlen und Ankerpunkte für die Holzbalken die die Dächer der Häuser davor einst hielten. Am Ende des Tales erreicht man über Leitern und in Stein gehauene Stufen das Alcove House. In einer großen natürlichen Höhle ist eine Kiva erhalten geblieben, die wohl für besondere Anlässe genutzt wurde.
Für Historiker und Bombenbastler: direkt neben White Roch befindet sich Los Alamos – jenes abgeschiedene Forschungszentrum in dem während des 2. Weltkrieges das „Manhattan Project“ stattfand: die Entwicklung der amerikanischen Atombombe. Hier wurden entsprechend auch die beiden über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Bomben gebaut. Getestet wurde weiter südlich in der Wüste, da wo wirklich niemand wohnt. Vom Gelände selbst hat man nur die kontrollierte Zugfahrt gesehen, rein durfte man nicht, es wird auch heute noch geforscht (was wohl?).

Es geht weiter Richtung Aztec und wenn sich einmal der Regenschleier auflöst hat mein einen tollen Blick in die Natur. Wir fahren teils durch Indianerreservate die einen sehr heruntergekommenen Eindruck für uns hinterließen. Auf Straßen die wohl sonst eher selten ein Tourist befährt kamen wir durch desolate Landstriche in denen jedes Haus baufällig ist und im Grundstück drum herum verschiedenste kaputte Autos standen. Weit entfernt von Städten und in einer Gegend wo kaum was wächst ist es uns schwergefallen vorzustellen wie und von was diese Menschen wohl leben mögen.

Wenn die Natur fast keine Lebensgrundlage mehr bietet so nennt man diese Landschaft Badlands (schlechtes Land) was nicht heißt, dass es nicht fantastisch aussehen kann. So fuhren wir kurz vor Aztec vom Highway ab und gelangten in ein weitläufiges Canyongebiet und hatten einen fantastischen kostenlosen Parkplatz gegenüber dem Angel Peak: einer hoch aufragenden Feldformation. Man fand in diesen kargen Gebieten dann doch etwas: Öl und Gas. Schlecht für die -Natur, gut fürs Offroaden, denn die Zufahrtspisten zu den hunderten Pumpstationen sind alle zugänglich und so kann man durch die hübsche Landschaft düsen.

In Aztec selbst konnten wir einen interessanten Gottesdienst besuchen der sich, weil der Halloween-Monat Oktober begonnen hatte, mit Gruselgeschichten aus der Bibel befasste. Danach ging es weiter zu den Ruinen von Aztec, die nur dem Name nach etwas mit Azteken zu tun hatten. Zwischen 1000 und 1200 wurden hier durch Pueblo-Indianer eine Siedlung mit verschieden großen Strukturen für Wohnen bis Zeremonien errichteten. Zu besichtigen war die „West Ruin“: 3 Seiten umschließen einen Platz mit einer großen Kiva in ihrer Mitte. Insgesamt soll der Gebäudekomplex einst dreistöckig gewesen sein und 500 Räume umfasst haben. Den Name bekamen die Ruinen von den ersten Siedlern der Neuzeit, die diese unwissend den Azteken zuordneten.

In Richtung unseres nächsten Zieles, dem Mesa Verde National Park, liegt ein Stück Offroadstrecke. Im Offroadgebiet Glade Run Recreation Area kann man nach Herzenslust über sandige Pisten fahren – und sich auch verfahren. Zumindest hörte die von uns ausgesuchte Strecke kurz bevor wir wieder die Asphaltstraße erreichten vor einer grünen Wand aus dichtem Gebüsch auf – aber das war nur halb so schlimm, denn die Natur war wunderschön und das Wetter toll, so dass wir gerne in diesem Gebiet umher fuhren. Die Strecke forderte dem Iveco stellenweise einiges ab, die Blattfedern knirschten ordentlich, hatten sich wohl schon länger nicht mehr ordentlich gedehnt. Naja, jetzt ist er aufgewärmt – es folgen noch so einige Offroadstrecken, denn jetzt geht es in die „Four Corner Region“ – da wo Amerika so aussieht wie man es aus den Western kennt, mit viel Platz und viel öffentlichem, wunderschönem Land zum Durchqueren.

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