Special: Weihnachten unter Palmen

Stollen, Lichterbogen und Räuchermann – Weihnachten ist für uns, vielleicht auch regionsbedingt „de scheensde Zeihd“ (unsere Heimatstadt liegt am Fuße des Erzgebirges in Sachsen). Die Wohnung wird pünktlich zum ersten Advent mit allerlei traditionellen erzgebirgischen Holzfiguren und -objekten geschmückt: der Lichterbogen am Fenster, Nussknacker und Pyramide auf dem Tisch und der Räuchermann nebelt die Bude ein – klassisch im Geruch „Waldmoos“. Über die Feiertage selbst geht es dann zurück in die alte Heimat, zur Familie, die wir auch nur 2-3 mal im Jahr sehen – und über Weihnachten ganz besonders lang. Allesamt eine Zeit auf die man sich wirklich freut.

Nun sind wir dieses Jahr gute 10.000km Luftlinie entfernt von Tannebaum und Erzgebirge – und es wird eine ganz andere Weihnacht werden als üblich. „Aber warum in Wehmut schwelgen, wenn wir uns Weihnachten einfach in den Iveco holen können“ – dachten wir – und wollten mal kurz mit euch teilen, wie wir Weihnachten unter Palmen verbracht haben.

Die Vorbereitung für „Weihnachten im Iveco“ gingen schon letztes Jahr los – Thomas hatte sich zu Weihnachten einen Mini-Lichterbogen von seinen Eltern gewünscht. Den gab es auch und Thomas‘ Papa hat den Bogen sogar noch auf USB-Anschluss umgebaut, sodass wir ihn einfach im Iveco anstecken konnten – genial. Den Lichterbogen haben wir zum ersten Advent rausgeholt und später (auf dem Vulkan Telica in Nicaragua) mit Flex-Leim auf das Armaturenbrett geklebt – die Verklebung hat bisher allen Offroad-Strecken standgehalten^^

Im Oktober machten wir uns dann erste Gedanken, dass nur der Lichterbogen vielleicht nicht reichen könnte und überlegten ob wir irgendwie einen Weihnachtsbaum im Iveco aufbauen konnten – das ging aus Platzgründen natürlich nicht, aber was wir fanden war ein größerer Weihnachtskranz aus Kunststoff (ein echter wäre schwierig aufzutreiben und würde nadeln), den wir mit Haken an unserer Decke befestigten. Ein paar Weihnachtsbaumkugeln aus Kunststoff (damit sie wenn sie runterfallen nicht kaputt gehen) noch dazu und schon war das Wohnmobil weihnachtlich geschmückt – das Ergebnis hat selbst uns erstaunt. Eigentlich wollten wir noch Sterne aus buntem Papier ausschneiden und an die Schränke kleben, aber irgendwie ist es nach dem Kauf des Papiers nie zum Bau der Sterne gekommen.

Wie bei uns traditionell üblich bauten wir das alles am ersten Advent auf (an dem Tag sind wir gerade von Belize nach Guatemala gefahren) und anschließend gab es wie üblich heißen Kakao/Tee, Kekse und dazu die guten erzgebirgischen Weihnachtslieder – diesmal aus dem Bluetooth Lautsprecher vom Handy aus. Was uns fehlte war lediglich Stollen, Lebkuchen und ein Schokoweihnachtsmann.
Die letzteren Beiden konnten wir für den dritten Advent in einem „German Store“ in Managua auftreiben – zwar ziemlich überteuert, aber was zahlt man nicht alles um ein wenig Heimat schmecken zu können. Und wie es geschmeckt hat, einmal in so einen Lebkuchen beißen und man denkt man ist daheim.
Kurz vor Weihnachten konnten wir in einer deutschen Bäckerei in Costa Rica sogar noch einen Stollen auftreiben – dieser kam aber leider vom Geschmack her nicht annähernd an den uns bekannten Dresdner Stollen heran. Aber besser wie nix.

Weihnachten selbst haben wir schließlich an der Pazifikküste Costa Ricas unter Palmen verbracht. Für den 24. sind wir (für uns eher untypisch) in einen größeren US-Touristen-Ort gefahren. Grund war, dass es hier eine englischsprachige Kirche für den Weihnachtsgottesdienst gab – sonst hätten wir ja nichts verstanden. Am ersten Feiertag sind wir dann an einen etwas ruhigeren Strand gefahren.
Die Weihnachtstage selbst haben bei uns auch sehr viel Tradition – es wird schon seit Jahren immer das Gleiche gemacht – und das ist, so merkwürdig es klingt, auch irgendwie schön. Auch wenn es natürlich nicht möglich ist, haben wir trotzdem versucht so viel wie möglich des üblichen Ablaufs auch in der Ferne umzusetzen. Wie uns das gelungen ist, haben wir hier mal zusammengestellt:

Heiligabend:

Tradition Unter Palmen
Früh Weihnachtsbaum aufstellen Surfen
Zum Mittag gibt es eine selbstgemachte Kartoffelsuppe / -eintopf mit Kassler Tüten-Kartoffelsuppe mit Würstchen (Kassler gab es nicht)
Gottesdienst Gottesdienst (auf Englisch)
Zum Nachmittag Stollen, Plätzchen und Co. Stollen, Plätzchen und Co.
Weihnachtslieder singen bei Thomas‘ Oma am Tisch Weihnachtslieder singen am Lagerfeuer am Strand
Bescherung Leider nix – was schenkt man sich schon auf einer Langzeitreise?
Am Abend Würstchen und Kartoffelsalat Lagerfeuer aus Kokosnüssen (der Kartoffelsalat beinhaltet Matjes-Hering, der nicht zu beschaffen war, daher wollten wir Poutine [Gericht aus Montreal] machen – aber wir waren noch so voll von Stollen, Suppe und Gebäck– da haben wir einfach nix gemacht)

 

Erster Feiertag:

Braten Vorbereiten Surfen, zum nächsten Strand fahren, Braten vorbereiten
Braten (Pute und Ente) mit Klößen bei Thomas‘ Eltern mit Verwandtschaft Braten (Schwein) mit Pommes unter Kokospalmen
Spaziergang durchs Dorf Surfen
Stollen, Plätzchen und Co. Mit Thomas Familie telefonieren;

Stollen, Plätzchen und Co.

Abendessen Lagerfeuer aus Treibholz und Palmwedeln

 

Zweiter Feiertag:

Zu Franzis Großeltern fahren Mit Franzis Familie telefonieren;

Surfen und über eine holprige Piste mit Flussdurchquerungen zu einem Badestrand fahren

Braten (meist Lamm) mit Klößen Den restlichen Schweinbraten, diesmal mit Semmelknödel (die wir in einem German-Store aufgetrieben haben)
Spaziergang durch den Stadtpark Baden in unglaublich warmem Wasser

Na für unsere Möglichkeiten war das doch recht nah an der Tradition dran, oder?

 

Wie feiert Zentralamerika eigentlich Weihnachten?
In der Öffentlichkeit merkt man nur recht wenig das Weihnachten ist: keine Lichterketten in den Straßen, keine Weihnachtsmärkte und Glühweinbuden – ab und an mal ein Weihnachtsbaum in einem Geschäft. Lediglich im Konsumsektor wird das Weihnachtsmotiv aufgegriffen: mit tollen Bildern von verschneiten Landschaften und Kindern mit dicken Weihnachtsmützen. Dass es hier sicherlich noch nie geschneit hat und Kinder bei 30 Grad im Schatten sicher keine Wollmütze aufsetzen scheint dabei niemanden zu stören.
Wir haben ein paar Locals zu Weihnachten befragt und konnten erfahren, dass es auch hier hauptsächlich um das Zusammenkommen der Familie geht und dass es auch ein traditionelles Essen gibt (irgendwas mit Hühnchenfleisch und Mais – die Details haben wir nicht verstanden^^). Und dass es auch ähnlich konsumorientiert ist wie bei uns. Wir selbst waren die Weihnachtstage immer am Strand und das scheinen die Einheimischen auch gern zu machen – ganze Großfamilien trafen sich hier am Strand zum Grillen und Feiern. Und auch Feuerwerk und insbesondere Knaller / Böller gehören hier zur Tradition.
In Nicaragua konnten wir in vielen Städten die Tradition der „Krippen“ sehen – Jesus, Maria, Joseph und die Könige im Stall – das schien hier ein Wettbewerb zu sein in dem es darum geht welcher Verein / welche Firma die schönste Krippe baut und öffentlich ausstellt. In der Hauptstadt fuhren wir eine kilometerlange Straße entlang, an der links und rechts überall Krippen, teilweise überlebensgroß, aufgebaut waren – aber auch in kleineren Städten war so etwas zu sehen. Interessant war, dass das Jesuskind immer fehlte – wir vermuten es wird dann in der Nacht vom 24. auf den 25. feierlich hineingelegt.

Ja so schön es sich anhört – und vielleicht auch ist – Weihnachten unter Palmen zu verbringen, würden wir beide aber eigentlich doch lieber das Fest zu Hause in Tradition feiern und freuen uns darauf dies nächstes Jahr auch wieder tun zu können. Ist ja nicht alle Jahre Weltreise.

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