Süd-Australien Teil 2 – Kängurus, überall Kängurus

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08.03.2018 – Die flache Wüste ist endlich vorbei und es geht in die Gebirgskette der Flinders Ranges. Bevor es jedoch in die Berge geht füllen wir sämtliche Vorräte in Leigh Creek auf, einer kleinen Versorgungsstadt für das ansässige Tagebaugebiet Telford Cut. Die Tankstelle war zugleich Touristeninfo und hatte an der Seite einen Trinkwasserhahn, der Supermarkt war groß genug und hatte alles Nötige zu einem bezahlbaren Preis: also beste Voraussetzungen.

Über eine sehr urige Offroadpiste, die anscheinend nur unser Reiseführer kannte, bahnten wir uns unseren Weg zum Arkaroola Resort. Auf der Fahrt über die einspurige, grobe Piste fühlten wir uns wie auf einer Safari – nach jeder Ecke stoben die Kängurus vor uns davon, oder ganz Mutige blieben in einiger Entfernung sitzen und beobachteten uns ganz genau beim Vorbeifahren. Auch Ziegen und Emus kreuzten unseren Weg, der uns durch sanfte Hügel führte. Karge Ebenen wechselten sich mit erstaunlich hohen Bäumen ab, sodass jede Kurve ein neues Landschaftsbild mit sich brachte.

Unser Safariglück wurde jedoch von einem platten Reifen unterbrochen. Wir brauchten zwei Anläufe um das Auto aufzubocken – beim ersten standen wir zu schräg und das Auto rollte uns vom Wagenheber: glücklicherweise bevor wir das kaputte Rad gelöst hatten. Obwohl der Camper ja eher spartanisch eingerichtet ist, war alles Nötige für einen Reifenwechsel vorhanden – selbst ein Gummihammer um das Rad, was leicht angerostet schien, zu lösen. Auch das Ersatzrad war in gutem Zustand und wir positiv überrascht. Am nächsten Tag kamen wir an der kleinen Siedlung des Landpächters vorbei und danach wurde der Weg deutlich unbefahrener und wilder – aber es gab noch Hinweisschilder Richtung Arkaroola und so machten wir uns keine Gedanken.  Es klappte auch alles erstaunlich gut, wir waren schon im Gebiet des Natur-Resorts angekommen, als nach einer Steilauffahrt aus einem Flussbett heraus plötzlich der Weg komplett aufhörte. Eine kaum zu erkennende Spur brachte uns noch zum Fuße der Felsformation „The Needles“ wo es dann absolut kein Durchkommen mehr gab. Auch unsere Geländekarte konnte uns nicht helfen, da sie den Weg seit einigen Kilometern schon nicht mehr kannte. Was also tun wenn es nach vorn nicht mehr weiter geht und kein Weg in Sicht ist? Wir entschieden uns den Weg zu Fuß zu suchen: wir liefen querfeldein durchs Gelände bis zum nächsten Weg der auf unserer Karte verzeichnet war und verfolgten diesen dann rückwärts bis zu unserem Auto. Trotz der Hitze kamen wir gut voran und fanden tatsächlich nach ca. 1h den zuvor verpassten Abzweig. Dieser ging unvermittelt und ohne Hinweisschilder die Böschung eines trockenen Flussbetts hinauf – wir hätten ihn auch mit Karte zuvor nur schwer gefunden. Wieder auf dem richtigen Weg machen wir ein paar Zwischenstopps im Naturgebiet. Bola Bolana Smelter: alte Schmelzhäuser von denen eines noch steht – ein einstöckiger Rundbau, ansonsten sieht man daneben noch einige Ruinen und Schlackehaufen. Die Bola Bolana Springs konnten wir nicht finden, es ging nur einige Zeit durch ein trockenes Flussbett in dem es wie in einem Stall roch – vermutlich beliebter Treffpunkt von Kängurus, wir sahen zumindest eine Menge als wir da waren.

Im Arkaroola Eco Resort – eine Art Hotel-und Campinganlage mit Tankstelle und Werkstatt – versuchten man uns zu helfen, aber unser Reifen war nicht zu retten und einen Ersatz hatten sie leider auch nicht da. Der Mechaniker kümmert sich aber toll um uns und organisiert, dass wir in Copley (4h Fahrt entfernt) am nächsten Morgen ein Ersatzrad bekommen, Kosten sind 370A$ – die zahlt aber gleich der Fahrzeug-Vermieter. Und falls wir unterwegs einen Schaden haben wird ausgemacht: wenn wir bis 10Uhr des Folgetages nicht bei der Werkstatt sind schicken sie uns einen Abschleppwagen entgegen, denn es könnte ja sein dass uns noch ein Reifen kaputt geht und wir auf menschenleerer Piste feststecken (Handyempfang gibt es natürlich keinen). Das heißt für uns zwar mal wieder eine Planänderung – es geht wieder zurück, aber ohne Ersatzrad wollen wir nicht durch noch abgelegeneres Niemandsland fahren (wie eigentlich geplant) – denn wenn dann etwas passiert sind wir wirklich aufgeschmissen.

Der Reifenwechsel ging innerhalb einer halben Stunde über die Bühne und beim Frühstücken danach überlegten wir uns wo es denn jetzt hingehen sollte. Wir nutzen nochmal Leigh Creek um zu tanken und fuhren dann auf der Asphaltstraße bis Parachilna – Richtung Osten, wieder auf Dreckpisten geht es hinein in eine langstreckte Bergkette. Unsere Wanderung durch die Parachilna Gorge brechen wir nach einer Stunde ab. Von der angepriesenen schattigen Felsklamm können wir leider nichts sehen, vielmehr ist es eher ein sehr breites Flussbett das erbarmungslos von der Sonne aufgeheizt wird. Also wieder zurück ins Auto und dank Klimaanlage können wir uns wieder abkühlen und die kurvenreiche Fahrt durch die Berge genießen.

In Australien gibt es sogenannte Public Access Roads – Straßen die durch privates bzw. verpachtetes Land verlaufen, aber wichtige Punkte für die Öffentlichkeit erschließen. Solch eine Straße entdeckte Thomas in einer Broschüre und da sie doch recht abenteuerlich aussah – sehr klein und gewunden – versicherten wir uns mit einem Anruf bei Apollo ob es erlaubt sei diese zu fahren. Es dauerte eine Weile, doch dann bekamen wir grünes Licht für die Public Acsess Road Nr 4: was für ein Spaß. Der Weg war schmal, kurvenreich, abschüssig, mit Verschränkungspassagen und ziemlich eingewachsen: ein Graus für den Vermieter und den Lack des Fahrzeugs – aber ein Heidenspaß für uns. Wir vermuten der Vermieter hatte keine Ahnung was er uns da gerade erlaubt hat.

Danach sind wir wieder auf Asphalt unterwegs und kommen vorbei an der „Great Wall of China“ – einer Felsformation die sich wie ein Band auf einer Hügelkette entlang zieht.

Am Eingangsbereich des Nationalparks Flinders Ranges zeigt sich: nicht immer ist es sinnvoll alles über das Internet zu regeln – denn konnte man bis 2017 noch seine Parkgebühr händisch an der Infostation einwerfen, wird man jetzt nur noch darüber aufgeklärt, dass es im Internet möglich ist – oder an ein paar ausgewählten Stationen im Umkreis von 500km, eher unpraktisch. So fahren wir zunächst ohne zu zahlen in den Park: Handyempfang gab es nämlich keinen.

Entlang der Brachina Gorge Road ging es einmal durch die Geschichte der Erde – mit praktischen Beispielen anhand der hier vorgefundenen Felsformationen. Soweit so gut, am ersten Erklärungspunkt konnten wir auch einen Stein mit Bakterien sehen – voll cool, aber danach ging es nur noch Berg ab: Die angeblichen Funde waren uns nicht mehr ersichtlich – ziemlich deprimierend. Unsere Laune besserte sich wieder auf der Bunyeroo Road: keine Erläuterungsschilder, sondern nur tolle Natur die man beim Fahren bewundern kann.

Der Sacred Canyon – laut Reiseführer mit einer Galerie feinster Aboriginal-Felsgravuren versehen – entpuppte sich als heiße Luft. Zunächst ging es 13km über übelste Wellblechpiste, vor Ort gab es ein Schild mit den eingezeichneten Fundstellen der Zeichnungen im Canyon – aber keine Markierung im Canyon selbst. Der Canyon war an sich schön, aber zunächst liefen wir einfach einmal hindurch ohne was zu sehen. Vermutlich hatten wir die Karte am Eingang falsch gelesen – aber auch nach Richtigstellung dessen fanden wir nur ein paar Kreis-Kringel, welche wohl eher von Touristen als von Ureinwohnern stammten. Alles in allem recht enttäuschend und fraglich warum dieser Ort in einem Nationalpark nicht besser ausgeschildert und verwaltet wurde (z.B. waren die restlichen Straßen des Parks wesentlich besser in Schuss).

Am nächsten Morgen brachen wir zeitig zu einer Wanderung durch den Park auf. Wie so oft sind wir mehr als über-ausgerüstet: ein bekanntes Problem wenn man aus Deutschland kommt. Mit unseren dicken Wanderschuhen stapften wir über den breit ausgebauten Waldweg, der sich größtenteils flach durch ein breites, mit Eukalyptusbäumen bewachsenes Tal zog. Nur das letzte Stück zur Aussicht war dann etwas steiler: unser Vorrat an Proviant erschien uns etwas lächerlich – zu unserer Verteidigung ist jedoch zu sagen: wir liefen die Wanderung in ca. der Hälfte der angegebenen Zeit.

Bei unserer Rückkehr ist endlich das Büro des Nationalparks besetzt und wir zahlen das Eintrittsgeld – da es hier auch einen Campingplatz gibt fragen wir an ob wir mal die Dusche nutzen dürfen und siehe da, kein Problem und sogar kostenlos – super. Die Waschmaschine vor Ort kommt uns auch sehr gelegen – leider ohne Trockner, aber dafür gibt’s ja eine breite Ablagefläche im Auto.

Eigentlich hat uns die Zivilisation schon wieder, doch wir versuchen dem Unausweichlichen noch ein wenig zu entgehen und fahren noch über ein paar Feldwege um die Natur zu genießen. Am Hancocks Lookout erwartet uns ein fantastischer Ausblick über weite Hügel bis hinunter zu einem langen Meeresarm. Hier sehen wir unsere letzten Kängurus, vermutlich werden sie weiter südlich von den Bauern von den Feldern verjagt.

Wir wollen nochmal ans Meer und versuchen unser Glück in der Nähe von Dublin – doch das Meer ist verschwunden und vor uns liegt nur eine weite Fläche mit Seegras. In Adelaide am Semaphore Strand angekommen haben wir mehr Glück und das Meer liegt groß und schimmernd vor uns – für ein Bad reichen die Temperaturen dann aber doch nicht. Unsere letzte Nacht in Australien bricht an und wir packen unser Hab und Gut wieder in die Rucksäcke, Putzen müssen wir diesmal nicht – dafür wurde von vornherein eine hohe unausweichliche Gebühr erhoben.

Unser Flug zurück startet erst am Abend und so nutzen wir den Tag um uns Adelaide anzuschauen. Doch zunächst ein ausgedehntes Frühstück am Meer – Franzi wurde doch etwas wehmütig, schließlich war unser Leben die letzten Monate stark mit dem Wasser verbunden und so schnell würden wir es wohl nicht mehr sehen. Unseren Rundgang durch Adelaide starteten wir im Norden – wo wir in einem Vorort einen kostenlosen Parkplatz ergattert hatten. Unsere Runde führte uns vorbei an der großen Kathedrale, dem Convencioncenter, dem Alten und Neuen Parlament, über den Unicampus mit seinen alt-ehrwürdigen Gebäuden, und über die Fußgänger Shoppingstraße hin zum Hauptpostamt. Zurück am Auto hatten wir noch gut eine Stunde bis wir das Auto abgeben mussten und entscheiden uns kurzfristig doch nochmal schnell ins Meer zu hüpfen. Diesmal ging es zum näher gelegenen Grange Beach und tatsächlich: wir trauten uns Beide bis zum Hals unterzutauchen – wir sind halt echte Abenteurer.

Die Autoabgabe funktioniert ohne Probleme, auch die großen (neuen) Kratzer schienen keinen zu stören und schon sind wir fahrzeuglos. Mit dem Bus geht’s auf zum Flughafen. Beim Einchecken heißt es diesmal: kein Feuerzeug im Aufgabegepäck, aber dafür im Handgepäck kein Problem – wir sind etwas verwirrt. Blöderweise wird auch unser Handgepäck gewogen – welches bei Franzi viel zu schwer ist durch Laptop und Kamera. Thomas hingegen hat noch Kapazitäten beim Gewicht und so meint die nette Dame am Schalter, wir können ja einfach später umschichten – wir nicken zustimmend und wissen doch, dass ist einfach nicht möglich – aber was soll´s, wir haben erfolgreich eingecheckt. Abflug Adelaide ist um 21:55, nach ca. 15h landen wir in Doha (Katar): der Flug ging mit Quatar Airways und verging dank leckerem Essen und großer Filmauswahl schneller als gedacht.

Von Doha sahen wir eigentlich nichts, es ging nur einmal durch den großen schicken Flughafen zum nächsten Gate. Nach weiteren 7,5h in einem Airbus A380 (das erste Mal für uns im größten Passagierflugzeug der Welt) landeten wir um die Mittagszeit in London und von hier ging es nach kurzem Aufenthalt weiter nach Hamburg. Nach insgesamt 5 Spielfilmen die wir uns auf den Flügen angeschaut haben, werden wir wohl erstmal ein paar Tage kein Fernsehen mehr schauen.

Wir kamen gut in Hamburg an, unser Gepäck tat dies nicht. Franzis Rucksack hatte es nicht von London bis nach Hamburg geschafft und Thomas‘ Rucksack hatte einen Riss abbekommen. Pech – aber immerhin war es beim letzten Flug passiert. Nach diesem langen Tag wurden wir herzlich von unseren Freunden Anne und Tobi, in ihren vier Wänden in Hamburg aufgenommen – es war schön wieder im Heimatland angekommen zu sein.

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