Türkei Teil 1 – von großen Moscheen und fabelhaftem Kebap

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04.04.2018 – Nach dem Grenzübertritt fuhren wir zunächst die Großstadt Edirne an, um Bargeld abzuheben – falls die Tankstellen keine Kreditkarten annehmen. Unsere angesteuerte Übernachtungsmöglichkeit außerhalb der Stadt war leider nicht erreichbar, da der Fluss Hochwasser hatte und so übernachten wir direkt in der Innenstadt auf einem bewachten Parkplatz gegenüber der Selimiye Moschee. Auf unserem Streifzug durch die Stadt schauen wir uns als Erstes auch diese Moschee an – zumindest den Innenhof und den Basar davor – da kommt man als Tourist einfach so hinein. Es ist nicht weit bis zur Fußgängerzone in der jeder dritte Laden ein Telefonanbieter ist – wir sind lange in der Türkei und es lohnt sich eine Sim-Karte für Internet zu kaufen. Zwar hatten wir davon gelesen, aber es nicht für möglich gehalten wie unterschiedlich die Preise selbst beim gleichen Mobilfunkanbieter sind: 70 Lira war wohl der Einstiegspreis, da kam man nicht drumherum, aber bei einem Händler bekam man dafür 2 GB, beim Nächsten 4, beim Dritten 7 und manchmal noch Telefonminuten oder SMS dazu. Wir nahmen dann das Beste Angebot.

Obwohl das Stadtbild Edirnes von Moscheen dominiert wird, haben wir das Gefühl in einer weltoffenen Stadt zu sein. Die Kleidung von Frauen und Männer unterscheiden sich kaum von denen Westeuropäischer und ca. die Hälfte der Frauen trägt ihr Haar offen und Franzi fühlt sich mit Hose und Pulli nicht aus dem Rahmen fallend.

Wir als Kenner der deutschen Dönerkultur mussten schon am ersten Abend feststellen, dass die Türken anscheinend mit Verlassen des Landes auch ihre Kochkunst vergaßen – es schmeckte hier um Welten besser. Und es ist auch deutlich günstiger: der Dürüm/Yufka ist für 1 EUR zu haben.

Fünfmal am Tag ruft der Muezzin – bei den vielen Moscheen brauchten wir am Morgen daher keinen Wecker – wir beobachteten, dass auch hier sich die Welt einfach weiterdreht: Autos drängeln sich durch die Gassen, Marktverkäufer preisen ihre Waren an – nicht alle scheinen dem Gebetsruf sofortig zu folgen.

Das es auch in der Türkei eine Autobahnmaut gibt erfuhren wir als vor uns die automatische Abbuchungsstelle auftauchte. Dahinter gab es eine LKW-Kontrollstelle und Thomas fragte nach: man muss sich einen Mautkleber mit Guthaben kaufen: auf der anderen Seite der Autobahn. Was soll da schon schiefgehen – Thomas lief daher einmal quer über die Autobahn (undenkbar in Deutschland) und kaufte die Mautplakette – selbst die niedrigste Guthabensumme würden wir bei den wenigen Autobahnen in der Türkei wohl nie verfahren.

Zwischen dem Mittel-und dem Schwarzen Meer und vollends umgeben von der Türkei liegt das Marmarameer – an dessen Ufer schlugen wir in der Nähe der Stadt Silivri unser Lager auf. Der Feldweg führte knapp am schmalen Steinstrand entlang und schien nur ab und an zur Müllentsorgung genutzt zu werden – es kokelte auch ein kleiner Berg als wir ankamen. Ansonsten gab es nicht viel zu sehen neben den größtenteils leeren Häusern – vermutlich alles Ferienhäuser der Städter: Istanbul liegt nur 50km entfernt.

Istanbul: die Millionenstadt – alle schienen sie auf der Straße unterwegs zu sein, als wir uns unseren Weg zum Usbekischen Konsulat bahnen. Das Konsulat liegt in einer engen Wohngegend – keine Chance auf einen Parkplatz, so stellen wir uns ins Parkverbot auf der nächst größeren Straße und Franzi bleibt im Auto um es im Notfall umzuparken. Derweil macht sich Thomas auf den Weg – dabei erscheint die Beantragung in der Erzählung wie ein Computerspiel in verschiedenen Levels: Als erste Aufgabe muss er den Kopierladen im Untergeschoss eines verwinkelten Shoppingcenters finden – mit den nötigen Papieren darf er bis zum Pförtner, doch erst nach genauer Prüfung seiner Unterlagen wird er zum Konsulatsmitarbeiter vorgelassen. Zum Glück war gutes Wetter, denn die Unterlagen gab man dem Pförtner durch den Zaun und der Konsulatsmitarbeiter war im Gartenhaus ebenfalls nur durch ein Fenster von außen zu sprechen – der Antragsteller stand also immer Draußen. Aber noch sind wir nicht am Ziel: abholen wollten wir das Visum in Ankara, doch ob es noch in dieser Woche fertig würde war unklar (es war Montag): „Maybe Friday, maybe next week“ (man denke sich einen usbekischen Akzent).

Einmal quer durch die Stadt ging es bis zum südlichen Ende der Altstadt ans Ufer des Marmarameeres, hier gab es einen günstigen Parkplatz auf den wir uns für die nächsten Tage platzierten. In nur 5min Gehzeit kamen wir von hier ins Herz der Altstadt. Dachten wir außerhalb der Saison zu sein, lehrten uns die langen Schlangen von Touristen vor Sehenswürdigkeiten eines Besseren.

Die blaue Moschee / Sultan Ahmet Cami öffnete für uns nur ihre Tore zum Vorhof – die eigentliche Moschee war gerade wegen Renovierungen geschlossen. Aber auch im Vorhof herrschte reges Treiben von Gläubigen und Touristen. An den Wänden des Seitengangs gab es diverse Informationstexte über den Islam an sich, über Jesus und Maria und welche Rolle sie im Islam spielen oder auch warum Frauen ein Kopftuch tragen – alles nett geschrieben, aber wenig überzeugend.

Über die Fußgängerzone, vorbei am Kaiser Wilhelm Brunnen ging es hin zur Hagia Sophia – einem gewaltigen und von außen recht unförmigen Bau, der dem Name nach der „göttlichen Weisheit“ gewidmet ist. Einst als Kirche im 6. Jahrhundert erbaut wurde sie nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen im 15. Jahrhundert zu einer Moschee umgebaut und erhielt u.a. 4 Minarette – die jedoch mit ihren breiten Fundamenten auch der Stabilität des Gesamtbaus dienen. Das christliche Dekor wurde teils entfernt, die Wanddekorationen wie Mosaike aber einfach mit Putz überdeckt – so blieben sie bis heute gut erhalten. Heute ist die Hagia Sophia ein Museum und kann einfach besichtigt werden – auch wir stellten uns in die lange Ticketschlange an und waren mehr als überwältigt. Im Gegensatz zum eher plump scheinenden Äußeren ist das Innere harmonisch aufeinander abgestimmt. Im hohen Innenraum hängen tiefe Leuchter und durch die hohen Fenster fällt sanft Sonnenlicht herein. Neben christlichen Fresken hängen große Holzschilde an den Wänden die in arabischen Buchstaben die islamische Nutzung des Gebäudes wiederspiegeln. Über eine mehrstöckige glatte Steinrampe gelangt man in die obere Etage und man kann einen Blick auf weitere Fresken werfen.

An einer Außenseite der Hagia Sophia gibt es mehrere kleine Grabgebäude in denen verschiedenen Sultane und ihre Familien bestattet sind. Dabei wurden diese nicht vergraben, sondern ihre Särge stehen offen unter dem mit Fliesen verzierten Kuppelbauten. Es gibt für die vielen Museen in Istanbul einen Museumspass für 25 EUR, der sich allerdings nur lohnt, wenn man wirklich viele Museen anschauen möchte. Der Eintritt in die Hagia Sophia war 8 EUR.

Folgt man dem Weg entlang der Hagia Sophia gelangt man zum Eingangstor des Topkapi Palastes: davor steht das prächtige Brunnenhaus Ahmet III.

Auf dem Weg zum Großen Basar kamen wir entlang der „Verbrannten Säule / Konstantinsäule“ – eine spätrömische Monumentalsäule aus der Gründungszeit Konstantinopels. Leider ist die Säule nur noch Bruchstückhaft erhalten und ziemlich lieblos in der Stadt positioniert.  Wir können kurz einen Blick in die Nuru Osmaniye Moschee werfen – Besucher dürfen zum Fraueneingang eintreten – und sind beeindruckt von der Größe des Raumes. Als wir wieder im kleinen Vorhof stehen beginnt gerade der Ruf des Muezzins und hallt laut von den Steinwänden auf uns herab.

Im großen Basar ist ein reges Treiben und wir lassen uns mit der Menge durch die schmalen Gässchen schieben. Wieviel hier allein für die Touristen angeboten wird und was tatsächlich von Einheimischen gekauft wird ist schwer zu sagen. Aber die dunklen Gassen sind ein sehr stimmungsvoller Ort und wenn man wöllte kann man hier alles von Socken bis zu feinem Goldschmuck erstehen.

Im Gewürzbasar / Ägyptenbasar geben wir uns schließlich geschlagen und kaufen eine Tüte Turkish Delight – die weichen ca. 1cm*1cm großen Würfel gibt es in verschiedensten Geschmacksrichtungen und da wir uns nicht entscheiden können nehmen wir einfach die ganz normalen ohne Zusätze – und die schmeckten eigentlich gar nicht so schlecht.

Über die Galata Brücke gelangten wir auf die der Altstadt gegenüberliegende Stadtseite – auf der Brücke standen dicht an dicht Fischer und holten mit langen Schnüren oder Angeln winzige Fische aus dem Wasser. Es ging bergauf durch ein Verkaufsviertel mit jeweils auf ein Gebiet spezialisiertem Warenangebot – z.B. Bootsausstattung, Räder oder Glühbirnen. Oben angekommen thronte der Galata Turm umgeben von Wohnhäusern – uns war die Warteschlange zu lang und wir gingen lieber um die Ecke Mittagessen. In Istanbul ist das Essen zwar etwas teurer als in kleineren Städten, aber auch hier ist es noch so günstig, dass sich Selber-Kochen eigentlich garnicht lohnt – von diesem Umstand machen wir gern Gebrauch.
Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich tatsächlich auf der anderen Flussseite, nur der Dolmabahace Palast lockte uns noch weiter zu laufen. Doch wir hatten leider kein Glück, als wir durch den Sicherheitscheck hindurch waren und uns entschieden hatten welchen Palastteil wir anschauen wollen, schloss direkt vor uns das Ticketoffice. Da wir nun schon so weit gekommen waren liefen wir auch noch bis zum Gezi Park und dem dahinterliegenden Taksim Platz – vor allem der Taksim Platz war 2013 wieder Schauplatz von Demonstrationen gewesen.  Den Rückweg auf die Altstadtseite verkürzten wir uns mit einer Fahrt in der Straßenbahn.

Eine kleine Episode von der wir recht irritiert waren: als wir eines Morgens am Ufer entlang liefen um anschließend in die Altstadt zu gelangen, sahen wir eine Frau die uns auf den ersten Blick verwirrt vorkam, da sie aufs Ufer blickte und zu jemandem rief, aber da war Niemand. Als wir näherkamen, rief sie „help“ zu uns und dann erkannten wir wem sie vorher zugerufen hatte – zwischen den großen Felsbrocken des Ufers, halb im Wasser lag eine Frau. Wir wissen nicht was mit ihr passiert ist, vermuten das sie betrunken wir irgendwo ins Wasser gefallen ist und jetzt stark unterkühlt war. Wir schickten die erste Frau in ein Hotel um Decken zu holen, überzeugten einen weiteren Touristen das er mit uns die Frau vom Ufer an den Gehweg holte und Thomas rief den Notruf. Unfassbar war, dass der Notruf in einer solchen Touristenstadt wie Istanbul kein Englisch sprach und scheinbar auch nicht in der Lage war einen Dolmetscher zu organisieren. Nachdem Thomas fünfmal weitergeleitet wurde und immer noch niemand Englisch sprach, baten wir einen Türken anzurufen. Der Rettungswagen kam dann schnell, alles war gut.

Da die Bearbeitungszeit unseres Usbekischen Visums so ungewiss ist, Ankara nicht weit und es nicht viel zum Anschauen gibt, entschließen wir uns einen Abstecher an die Mittelmeerküste zu machen, um uns die alten griechischen Ausgrabungsstätten anzuschauen. Wir wollen gern den „klassischen“ Weg nutzen um auf den neuen Kontinent zu gelangen und fahren daher am nördlichen Ufer des Marmarameers entlang und setzten mit der Fähre an der Dardanellen-Meerenge über. Zwischen dem kleinen Ort Kilitbahir und Canakkale liegen nur rund 2km – somit engste Stelle der Dardanellen – die innerhalb von ein paar Minuten überquert sind. Jetzt sind wir in Asien – uns umweht eine frische Meeresbrise und wir sind gespannt auf die sagenumwobenen Städte die uns erwarten.

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