Von Lavendelfeldern und Flamingos

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05.08.2021 – Wir hatten ja viele Ideen für das Reisen 2021. Am Ende sind es statt den geplanten 6 Monaten nur 6 Wochen geworden (Fernreisen und Corona ist nachwievor schwierig) und anstatt Afrika geht es nun auf die Iberische Halbinsel.

Doch jede Reise startet gleich, mit vielen Vorbereitungen rund um die Reise und bei uns jetzt auch noch ums eigene Haus. Da die Reiseroute erst kurz vor knapp feststand, nehmen wir einfach jede Menge Bücher aus der Bibliothek mit und schauen dann unterwegs was es alles so zu sehen gibt. Für das Auto baute Thomas noch „schnell“ (also immer zweimal länger als gedacht) zwei Schubkästen für den Küchenblock, während Franzi die letzten Pflanzen vom Umzug im Garten einbuddelte. Das eigentliche Packen an sich ging dann recht schnell, vorallem weil ja Vieles (wie die Neoprenanzüge oder die Kletterausrüstung) im Auto gelagert werden. Aber bei so sicheren Dingern vergisst man dann doch mal was, so hatten wir ein paar Teller und Besteck zu wenig dabei, weil das dann halt beim letzten Mal in der Spülmaschine gelandet war und nicht wieder im Auto – aber zum Glück kann man das alles Unterwegs ersetzen.

Wir starten Samstagabend bei grauem Nieselwetter in Deutschland. Auch in der Schweiz wird es nicht besser. Bei der Grenze zu Frankreich werden wir tatsächlich einmal angehalten. Aber als wir auf die Frage des Grenzbeamten, ob wir 10.000 € in Bar, Zigaretten oder Alkohol dabei haben nur mit nein antworten, dürfen wir auch schon wieder weiterfahren. Wir fahren viel über die Autobahn um schnell zu den Lavendelfeldern zu kommen, da die Gefahr groß ist, dass diese schon abgeerntet werden. Aber die Autobahn ist eine Art Glücksspiel, bei der man immer verliert. Die Frage ist nur, wieviel muss man am Ende bezahlen, sind es 10 oder 40€ pro 100km? Das System ist in Frankreich nicht einheitlich, es gibt zudem verschiedene Betreiber und ob die Strecke im Flachland oder in den Bergen ist macht auch nochmals viel aus. Darum wechseln wir zunächst auf die Landstraße und östlich der Stadt Saint-Nazaire-le-Désert in den Rhône-Alpen auf die erste Offroad-Piste. Und dort, unscheinbar am Straßenrand, als wäre es Unkraut, steht einfach so wilder Lavendel. Franzi ist begeistert, da sie bisher Lavendel nur aus gepflegten deutschen Vorgärten kennt.

Unsere Suche nach Lavendel hat eine gewisse Vorgeschichte. Franzi wollte gern Lavendel sehen, aber der blüht eher im Juli, da hat Thomas noch Schule. Nur in den hochgelegenen Gebieten blüht er später. Schon letztes Jahr wollten wir den letzten Lavendel sehen, aber Franzi hat erst später im Sommer Urlaub bekommen und wir fuhren letztlich woanders hin. Nun aber sollte es soweit sein.

In dieser bergigen Gegend treffen wir immer wieder auf Lavendelfelder, die auch noch in unglaublichen Hanglagen der Natur abgerungen wurden. Zunächst wundern wir uns, warum die Reihen der buschigen lila Blumen so weit auseinander stehen. Doch dann sehen wir einen Bauern bei der Ernte, wie er mit seinem Traktor durch die Reihen fährt und eine Art Rasenmäher über die Büsche gleiten lässt. Die Blüten (und auch alles Unkraut was so dazwischen gewachsen ist) kommen automatisch hinten in einen Korb und wenn der voll ist, wird er am Feldrand entleert. Und da die Ernte jetzt schon in den Bergen begonnen hat, sehen wir im Flachland auch nur noch die abgeernteten Felder. Nur ganz oben auf den Bergen, oft nur Offroad zugänglich, blüht der Lavendel noch.
Weiter unten ist alles schon weg und je weiter wir Richtung Süden fahren, dominieren irgendwann Wein und Olivenplantagen.

Und welches Volk war wohl arg begeistert von Wein und Oliven? Die Römer. Und so zog es sie vor hunderten von Jahren auch in diese Gegend, in welche Sie dann aber auch ihr Wissen und ihre Baukunst mitbrachten. Ein Beispiel dieser Kunst konnten wir bestaunen – das Viadukt Pond du Garde – welches sich in drei Bogenreihen über eine Schlucht spannt. Zwar fließt heute kein Wasser mehr darüber, dafür jede Menge Geld der Touristen. Entweder derjeniger, die sich wie wir vom Landweg dem Denkmal nähern. Oder die 100 Kanufahrer die stündlich unter dem Viadukt hinweg treiben. Wir hatten zwar kein Boot dabei, aber dafür einen wasserdichten Rucksack und so konnten auch wir uns einmal unter den altehrwürdigen Steinbögen entlang treiben lassen.

Auf der Höhe der Stadt Montpellier treffen wir auf das Mittelmeer. Nur ist das Wetter so kühl und grau, dass Franzi lieber im Hinterland bei den Salinen Fotos macht als reinzuspringen. Zudem darf man zwar auf den Strand fahren, aber nicht dort übernachten, also so haben wir uns das ja nicht vorgestellt. Immerhin haben wir am nächsten Tag und am nächsten Strand mehr Glück. Die Sonne scheint und wir müssen auch garnicht weit bis zum Wasser laufen. Wir verbringen den Tag am Strand und Planen den nächsten Reiseabschnitt – es geht in die Pyrenäen und mit ganz viel Offroad weiter. Da man auch hier auf dem Strand nicht übernachten darf, fahren wir schon Richtung Berge. Neben der Küstenstraße sehen wir zunächst viele weiße Punkte. Je näher wir fahren desto deutlicher wird, dass es sich um Vögel handelt, bis wir an ihnen vorbei fahren und stacksige Beine und lange Hälse erkennen – das sind wilde Flamingos, wie verrückt ist das denn? Tja und wie das so ist, ist natürlich nicht sofort ein Parkplatz in der Nähe, aber wir fahren bis zum Nächsten der kam und liefen dann am Strand zurück, um uns dieses Schauspiel aus der Nähe anzuschauen. Die Flamingos hatten ein sehr helles Gefieder und nur die Flügel waren in kräftigem Rosa und Schwarz gefärbt. Anscheinend lieben Flamingos flache Gewässer, in denen sie umher stolzieren können und fühlen sich an dieser Küste daher sehr wohl. Für uns war es ein märchenhaftes Erlebnis und toller Abschluss für unsere Zeit am Mittelmeer.

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