22.02.2018 – Die Einreise nach Australien verlief ausgesprochen schnell und problemlos – unsicher ob wir die aus Japan mitgenommenen Salz- und Pfefferstreuer einführen durften, deklarierten wir diese und wurden vom Grenzbeamten bei der Untersuchung lächelnd vorbei gewunken. Durch die Schiebetüren des Flughafengebäudes liefen wir direkt in eine Wand aus heißer Luft und wurden von der strahlenden Sonne geblendet: so hatten wir uns Australien vorgestellt.
Nach einer kurzen Taxifahrt (viel zu überteuert, aber es gab keinen Bus) kamen wir zur Apollo-Autovermietung: hier herrschte reges Kommen und Gehen und es dauerte eine Weile, bis wir unser Fahrzeug erhielten – einen Toyota Hilux mit Aufsetzkabine. Das Fahrgestell war von 2015, aber der Aufbau wohl schon um einiges älter – spartanisch, aber ja auch nur für 3 Wochen.
Durch die begrenzte Zeit die uns zur Verfügung steht hatten wir diesmal einen recht detaillierten Zeitplan: von Perth aus sollte es in das Rote Zentrum Australiens zum Uluru (Ayer’s Rock) gehen und von dort an die Südküste nach Adelaide – hier geht dann der Flug zurück. Nach unserer ersten Schätzung wären dies rund 5000km und davon über die Hälfte auf unbefestigten Straßen – ein straffes Programm. Die Fahrzeugmiete für Allradfahrzeuge ist nicht ganz billig – und so konnte es nicht länger sein. Für die Planung stand uns Juliane – Thomas Schwester mit Rat und Tat zur Seite: Sie selbst hatte ein halbes Jahr lang Australien mit einem Geländewagen bereist.
Doch bevor es in die Wildnis geht schauten wir uns zunächst Perth an, die größte Stadt an der Westküste Australiens. Wir schlugen unser Lager im King’s Park auf – einem weitläufigen Stadtpark der die Pflanzen aller Vegetationszonen Australiens abdeckte und eine schöne Sicht auf die Skyline bot. Obwohl es mitten in der Woche war herrschte reges Treiben bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen hatten wir einen Zettel der Parkverwaltung am Auto – Übernachten war wohl nicht erlaubt und wir somit darauf hingewiesen.
Ein neues Auto hieß auch neu Eindecken mit Essen und Trinken – vor allem da die Möglichkeiten dazu immer weniger wurden je weiter man in die Mitte des Landes fährt. So kam es zu einem Großeinkauf – erfreut stellten wir fest dass es wieder Wurst und Käse zu kaufen gab. Auch die Diesel – Reservekanister füllten wir sicherheitshalber auf.
Nächste Kleinstadt auf unserem Weg ist York: sehr western-amerikanisch anmutend mit ihren kleinen Lädchen an der Hauptstraße. Das Land wechselst von fruchtbaren Feldern zu Schaf- und Alpakaweiden und ist meistens einfach nur flach. Die erste Nacht unter freiem Himmel verbrachten wir am Gorge Rock – einem großen Felsen der unvermittelt in der Landschaft liegt. Einst gab es hier eine Tanzhalle und die Senke im Stein wurde zu einem Freibad aufgestaut, doch heute begegnete uns nur ein scheues Känguru (unser erstes). Apropo, im Supermarkt kann man hier Kängurufleisch kaufen und das wollten wir natürlich auch mal ausprobieren – blöd nur das es zum Gaskocher kein Feuerzeug dazu gab, super ausgestattet unser Camper.
Eine weitere Felsformation in der sonst flachen Landschaft ist der Waverock – der Name sagt schon alles: der Stein sieht aus wie eine gefrorene Welle. Auf dessen Kamm trohnt eine von Menschen gemachte Mauer – sie dient dem Auffangen von Regenwasser, welches so in ein großes Sammelbecken geleitet wird. Wir spazierten auf dem großen Plateau und durch das angrenzende Waldgebiet. Neben interessant geformten Felsen wie dem Hippo’s Yawn erspähten wir auch so einige Tiere: Echsen, einen Kakadu, grau-rosa Vögel (Wellensittiche?) und eine Schlange.
In Hyden, einem wirklich winzigen Dorf machen wir kurz Rast und kaufen ein Brot – hier ein kleiner Tipp unsererseits: man sollte nichts kaufen ohne den Preis zu kennen – es scheint je kleiner die Ansiedlung desto höher die Preise.
Schließlich hörte die Asphaltstraße auf und wich einer roten, gut befestigten Dreckpiste: hier dürfen wir laut unserer Vermietung nur noch 60km/h fahren – ein normales Mietauto ohne Allrad dürfte hier schon gar nicht mehr lang fahren. Mit unserem Allradfahrzeug und der extra so gut wie alles abdeckenden Versicherung steht uns Australien fast ganz offen: ein paar Tracks sind von der Autovermietung verboten (zu krass und es gab wohl schon zu viele Pannen), für einige weitere Strecken müssen wir bevor wir sie fahren vorher um Erlaubnis bitten. Das klingt soweit ganz machbar, abgesehen davon das man im Hinterland öfters einmal keinen Handy-Empfang hat und man maximal drei Tage vor Befahrung der Strecke die Erlaubnis einholen muss – mal sehen ob das klappt. Dass die Autovermietung vermutlich nicht alle Offroad-Wege kennt wurde uns beim Hollandtrack bewusst: eine ehemalige Verbindungsroute die heute nur noch für Allradfahrzeuge nutzbar ist. Nach ein paar Kilometern kehrten wir freiwillig wieder um – links und rechts ragte dichtes Buschwerk bis eng ans Auto und immer größer werdende Wasserlöcher lassen uns an der Befahrbarkeit zweifeln – und wir wollen ja nicht gleich das Auto schrotten – eine Winde zur Selbstbefreiung hat das Fahrzeug auch nicht. Denn so manches zurückgelassene Autowrack am Straßenrand kündigt doch von den harschen Bedingungen hier Draußen.
Wer hätte gedacht, dass es in Australien große Rohstoffvorkommen gibt – wir sicher nicht im ersten Moment. Doch mitten im Nichts liegt die Stadt Kalgoorlie, die es nur durch die dortigen Goldfunde gibt. Neben ein paar Bergwerken wird Gold vor allem im Tagebau abgebaut und in den größten – den Kalgoorlie Super Pit – konnten wir von oben hineinsehen: unglaubliche Ausmaße hat dieses Loch, so das selbst riesige Radlader am Boden des Lochs nur noch wie Ameisen aussahen. Für die Goldgewinnung sowie für das Überleben der Bewohner bedarf es einer großen Menge an Wasser, da es jedoch keine ausreichenden Vorkommen in der Gegend gibt wurde eine Pipepline von Perth über 500 km bis hierhergezogen – das Wasser braucht ganze 10 Tage für seine Reise ins Landesinnere. Wasser ist auch gerade für uns so ein Thema: es regnet und zwar so sehr, dass die Verbindungsstrecke ins Landesinnere – der Great Central Highway – vorübergehend geschlossen wurde. Bis wir am Startpunkt der Strecke sind hat sich das Wetter hoffentlich wieder gebessert, immerhin ist es ja Sommer. Unterdessen besuchen wir noch eine Station des Royal Flying Doctor Services in Kalgoorlie. Diese Einrichtung deckt mit über gesamt Australien verteilten Stationen und Rettungsflugzeugen das gesamte Outback ab und kann innerhalb von 1h jeden Ort mit einem fliegenden Arzt erreichen. Wir bekamen einen kleinen Vortrag über die Organisation sowie einen Film zu sehen und durften danach eines der Flugzeuge inspizieren, welches gerade nicht benutzt wurde. Neben dem Fliegen ist ein großer Teil der Arbeit aber die telefonische Hilfestellung von Doktoren. Auf den einsam liegenden Farmen gibt es große Erste Hilfe Boxen und anhand von Tabellen kann der Anrufer dem Doktor hoffentlich genau beschreiben, was dem Patienten fehlt und der Doktor daraufhin Medizin verschreiben (ist nummeriert) und weitere Schritte erläutern. Am Ende wurden wir noch freundlich darauf hingewiesen, dass die meisten Touristen welche gerettet werden müssten wohl aus Deutschland kämen – wir seien wohl das abenteuerlichste Völkchen – na da hofften wir doch kein passendes Beispiel abzugeben.
Unser ach so tolles Wohnmobil zeigte immer mehr seine Macken: die Ladung der Zweitbatterie ging nicht – mit der wird aber das Licht, Wasserpumpe und vor allem der Kühlschrank im Wohnmobilaufbau betrieben. Apollo meinte auf unsere Email: das wäre eben so und man müsse aller 2 Tage auf einen Campingplatz zum externen Aufladen – das ging für uns ja mal gar nicht. So fragten wir an ob wir zu einer Werkstatt dürften und siehe da, das ist eben nich so, sondern das Verbindungskabel der Erst- zur Zweitbatterie war unter dem Auto komplett durchgescheuert. Auch der außen angebrachte Gaskocher verlor bei Wind und Regen seinen Charm. Schon eine komische Konstruktion, dieser Camper.
Die Weiterfahrt führt uns durch die einstigen Goldgegenden. In Menzies lebten zur Hochzeit an die 10000 Einwohner – heute vielleicht noch 20. Aber es ist auch nicht viel zu sehen – die Goldsucher erbauten ihre Unterkünfte aus Planen und einfachen Mitteln, sodass heute nur noch die offiziellen Steingebäude übrig sind. In Gawla wurde in den 1960er Jahren eine Goldmine geschlossen und die meisten verloren ihre Arbeitsstellen und verließen das Dorf. Heute kann man in die alten Blechhütten reinschauen – manche wurden „adoptiert“ und wieder mit altem Kram eingerichtet – was dem Ganzen ein noch grusligeres Aussehen verleiht.
Wir kommen am Dienstagmittag in Laverton an – der letzten Stadt bevor der Great Central Highway beginnt – und auch hier gibt es keine guten Nachrichten: Durch einen Zyklon der sich vom Norden über das Land schiebt wird jede Menge Regen mitgeschoben und die Straße ist immer noch gesperrt. Wann die Straße wieder geöffnet werden soll steht noch nicht fest, dazu muss erst der Regen aufhören, im Besucherzentrum vermuten Sie es könnte am Freitag, also in 3 Tagen soweit sein. Nach einigem hin und her ist uns die Sache zu ungewiss, zudem gibt es absolut nichts zu tun in der Stadt und ihrer Umgebung, um die Zeit zu überbrücken. Daher entscheiden wir unsere geplante Route zu verwerfen, umzukehren und entlang der Küste in den Süden zu fahren – das heißt dann erstmal 1500km Fahren, ohne jedwede Sehenswürdigkeit.
Wir fahren weiterhin durch Regen und stoppen nur an Tankstellen – selbst diese stehen teils Unterwasser. Auch unser Zeltdach wird undicht und wir stellen Schüsseln auf um das Wasser aufzufangen. Ein kleiner Lichtblick: wir sehen das Meer und lassen uns an der Steilküste den Wind kräftig um die Ohren pusten.
Wir wechseln den Bundestaat und fahren von Westen nach Süden – dabei verlieren wir 2,5h mit der Zeitverschiebung und unsere Kartoffeln an den Wachbeamten der gegen die Einführung von Fruchtfliegen arbeitet. Wir kommen wieder in belebtere Gebiete und machen einen Großeinkauf in Ceduna. Im Gegensatz zur Steilküste kann man an diesem Küstenstädtchen problemlos zum ruhig daliegenden Meer gelangen – aber fürs Baden ist es uns zu kalt.
Nach 3 Tagen stumpfen Autofahrens haben wir es schließlich geschafft und können endlich das machen wofür wir gekommen sind: Es geht los – Offroad ins Australische Outback.